“Upward. From Sun To Cross The Sky.“ Interview mit Al Cisneros von OM

Zwei Alben haben OM, das aus Al Cisneros und Chris Hakius – die beide Anfang der 90er bei SLEEP ausufernden Stoner Rock spielten – bestehende Duo, bisher auf Holy Mountain veröffentlicht. Das dritte wird im Herbst dieses Jahres auf Southern Lord folgen. Die drei “variations“ des ersten Albums und die zwei des 2006 veröffentlichten Nachfolgers sind lange, von Bass, Schlagzeug und dem Mantra artigen Gesang Cisneros’ getragene repetetive Stücke, die den Hörenden in einen Sog ziehen. Dazu tragen auch die verschlüsselten, hermetischen Texte bei. Ein paar Minuten nach Chris Hakius’ und Al Cisneros’ Auftritt auf dem Donaufestival sprach ich kurz mit letzterem über OM.

Im Interview ist das ein Ringen um Worte – ein Ringen mit den Worten – um den eigenen Antrieb, den eigenen Schaffensprozess zu verdeutlichen; Al Cisneros spricht mit einer Ernsthaftigkeit über seine Musik, der jedwedes Aufgesetztsein fehlt. Was bei manch einem prätentiös klingen würde, wirkt im persönlichen Gespräch aufrichtig und sympathisch. Er ist sehr freundlich, wirkt aber erschöpft, ganz so, als habe der zurückliegende Auftritt fast seine ganze Energie verbraucht.

Warst du mit dem Gig zufrieden?

Ja, der war prima.

Nachdem ihr lange nach dem Ende von SLEEP OM gegründet habt, habt ihr euch auf zwei Instrumente und den Gesang beschränkt. Kürzlich habe ich ein altes Interview mit NICO gelesen, in dem sie meinte, sie könne Gitarristen nicht ausstehen. Was waren eure Gründe auf einen Gitarristen zu verzichten?

Ich wollte so nah wie möglich an den Gefühlen und Ideen dran sein, die uns dazu bringen, diese Songs zu schreiben. Bei den Songs, die wir schreiben, den Ideen, die wir haben, der Thematik, den Konzepten teilen wir das gleiche Ziel und lenken den anderen nicht ab. Wir wollten einfach zusammen arbeiten und keine Helfer dabei haben.

In einem Interview hast du gesagt, dass du nach der langen musikalischen Pause einen inneren Zwang verspürt hast, wieder etwas zu machen.

So ist das bei mir bezüglich Musik immer.

Ist die Musik wichtiger als die Texte?

Die Texte sind Musik, die Synkopen, ihr Rhythmus, ihr Metrum. Sie sind genauso wichtig; da sind die Kadenzen, die Anordnung, die Bewegung. Deshalb ist die Stimme ein Instrument, sie lässt sich nicht davon trennen.

Vögel sind immer wiederkehrende Elemente auf euren Alben. Sind sie ein Symbol für Freiheit?

Hauptsächlich ein Symbol des Loslassens, ein Symbol der Freiheit.

Soll denn das verwandte Artwork eurer bisher veröffentlichten Alben darauf hinweisen, dass alles zusammengehört?

Eigentlich ist unsere ganze Kariere nur ein Album, ein Lied. Wie auch immer man die Alben macht, es ist nur eine Abwandlung dessen, was einen anfangs dazu gebracht hat, es zu machen.

Welche Ähnlichkeiten siehst du zu den Leuten, mit denen ihr bisher einen Tonträger geteilt habt (CURRENT 93 und SIX ORGANS OF ADMITTANCE)?

Ich denke, dass alle drei Gruppen Musik machen, weil sie es tun müssen, psychisch, psychologisch, geistig. Es ist nicht so, dass man eine Wahl hätte, es ist viel eher eine Notwendigkeit. Das zeigt sich natürlich ganz offensichtlich auf sehr unterschiedliche Weise, aber der Zweck ist bei uns allen der gleiche.

Diese Frage mag nach dem bisher Gesagten etwas profan klingen, aber auf eurer Homepage stand etwas von einem Livealbum. Gibt es da Pläne zur Veröffentlichung?

Irgendwann. Wir wollen all diese Shows dokumentieren und archivieren. Eines Tages wird da was herauskommen, aber es gibt keine Pläne für die nächste Zeit, aber in unserem persönlichen Archiv haben wir die ganzen Shows, die wir gespielt haben.

Gibt es Pläne bezüglich neuen Studiomaterials?

Wir werden im Juni ein Album für Southern Lord aufnehmen. Es ist ein komplett neues Album, an dem wir arbeiten und das wir geschrieben haben und das wir permanent zu verbessern suchen.

Du hast mal gesagt, dass ihr in der Vergangenheit ziemlich frustrierende Erlebnisse mit Plattenfirmen hattet, bist du mit deinen neuen Labels glücklicher?

Ja. Mein Zynismus resultiert aus meinen Erfahrungen mit SLEEP. Wir waren sehr jung und ziemlich naiv. Insofern gibt es einen enormen Unterschied zwischen den Labels, mit denen wir als OM zusammengearbeitet haben und denen, mit denen wir in SLEEP zu tun hatten.

Im Wire weist du darauf hin, dass du eine recht kleine Plattensammlung hast. Seid ihr stark von nichtwestlicher Musik beeinflusst?

Nicht so sehr was bestimmte Veröffentlichungen oder Künstler anbelangt. Im Moment kommt der Einfluss nicht so sehr von anderen Künstlern, es ist eher so, dass mir mein Herz sagt, wie ich die Songs zu schreiben habe. Normalerweise versuche ich das erst einmal zu ignorieren, aber wenn es mich stört, dann nehme ich mir meinen Bass. Wenn es keine Notwendigkeit ist, sollte man nichts machen.

Sag das mal einigen anderen.

Nein, ich will zu niemandem predigen, ich rede nur für mich.

Du hast einmal behauptet, dass ihr keine Unterhaltung macht.

Ja, es ist keine Unterhaltung, es ist überleben, es ist atmen.

Ihr macht ziemlich intensive Musik. Vor allem “At Giza“ [auf “Conference Of The Birds“] ist fantastisch.

Auf dem neuen Album wird es eine Weiterführung dieses Themas geben.

M.G., D.L., S.L.

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