ADAM DONEN: Immortality

Etwas wunderlich schaut er ja schon drein, dieser Adam Donen. Aber wenn es um etwas so großes wie Unsterblichkeit geht, versteht man so einiges, und wie er da als Popart-Kleriker mit Seventies-Locken vor der grauen Flut steht, ruft er glatt die Untoten des jüngst verstorbenen Filmemachers Jean Rollin in Erinnerung, jene dem Meer erwachsenen Nachtgestalten, denen der Meister einige Denkmäler von beeindruckender Skurrilität gesetzt hat.

Auch bei dem französischen Spätsurrealisten spielte Musik eine entscheidende Rolle, doch während in seinen Filmen ekstatischer Freejazz und schwindelerregende Orgelsounds den Ton angaben, ist es für den aus Südafrika stammenden Donen die akustische Gitarre. „Immortality“ eröffnet die Sammlung mit einem wellenförmigen Gitarrenspiel, das recht schmissig daherkommt und in seiner minimalen Akkordwiederholung etwas Morbides und Beschwörendes erahnen lässt. Wenn Donen dann mit seinem nur leicht melodischen Vortrag einsetzt, muss man unweigerlich an einen jungen Leonard Cohen denken, Songs wie „Avalanche“ kommen in den Sinn. Doch Donens Gesang ist verblümter, sanfter, und wenn später die Backgrundsängerinnen dazu kommen, ist es fast schon ein bisschen überkandidelt. Am gelungensten erscheint mir das geheimnisvolle „Stumble On“, eine Sisyphus-Hommage von mystisch aufgeladener Melodik. Ein fragiler Walzertakt bahnt sich seinen Weg nach vorn, aber die trotzige Lethargie des Songs lässt ihn nicht vorankommen. Bei „Fragment (I Had A Dream…)“ fügen sich auch die Sängerinnen besser ins Bild – pathetisch vorgetragen und mit etlichen „Lalalas“ offenbart der Song erst nach und nach die gewollt banale Seite seiner Geschichte („I had a dream, i bought her drinks..“), deren Größe sich vor allem in der Ironie entfaltet.

Die Kontrastierung ergreifender Melodien und sarkastischer Texte, die permanente Verknüpfung sensibler Stimmungen mit Einsprengseln von Alltagstrivialität scheint für Donen von größerem Interesse zu sein, und vielleicht ist er ja so etwas ist wie ein besserer Adam Green, der als eine Art Heinrich Heine des Gymnasialfolk von der Idee getrieben war, aus jedem erdenklichen Stück Pathos die Luft heraus zu lassen. Donens Verse scheinen jedoch viel weniger hinter dem Effekt her zu sein. Auch wenn seine ironischen Einfälle hier und da für Kurzweil sorgen, unterstreichen sie doch meist die ernsthafte, bisweilen bittere Seite der Songs. Doch nicht alle Stücke Donens haben diesen sarkasisch-melancholischen Biss, „Tomorrow’s Gone“ zum Beispiel löst sich in fast betulicher Melancholie auf. Aber auch solche Momente können überzeugen, zum Beispiel in dem lieblichen „Lullaby for Kaiya“, dessen Gesang Erinnerungen an den Proto-Britpop der HOUSEMARTINS wachruft.

Donen hat alle Instrumentalparts auf „Immortality“ selbst geschrieben, was (nicht nur, weil seine Wurzeln einerseits in der Lyrik, andererseits in der Rockmusik liegen) beachtlich ist. Stimme, Gitarre, Streicher und Bläser wirken wie perfekt aufeinander abgestimmt und machen auf weitere Aktivitäten in der gleichen Besetzung gespannt. (U.S.)