DITHER CRAF & HIS LIFELESS ORCHESTRA: The Legend Of Rufus Funk Death

Wie man den Liner Notes von „The Legend of Rufus Funk Death“ entnehmen kann, ist Dither Craf das legendäre Mastermind einer Atonalpop-Combo, die für ihren erstklassigen Spaghetti-Psychrock berühmt und berüchtigt ist. Gemeint ist natürlich MUSHROOM’S PATIENCE, die sich gerade im schleichenden Prozess eines Comebacks befinden.

Zusammen mit seinem gar nicht mal so leblosen Orchester widmet sich Craf hier weniger opulenten und (noch) weniger elaborierten Klangwelten, sowie inhaltlich einem gewissen Rufus Funk. Man weiß über diesen Herrn nicht viel, nur dass er anscheinend Reverend war, und in der Craf’schen Imagination kürzlich zu Grabe getragen wurde. Ganze zwei Alben wurden dem Leben und Sterben des Mannes gewidmet – es muss eine unaufgeregte, genügsame Existenz gewesen sein, doch auch eine unverblümte: bar jeder geschwätzigen Exaltiertheit, dafür aber mit Spaß an den eigenen kleinen Ungeschicklichkeiten. So zumindest ließe sich auch die Musik sehr gut umschreiben. Wer kein Ohr hat für die immer etwas verschlafenen Melodien, der könnte Crafs beiläufiges Spiel auf der Gitarre leicht als Geklimper abtun. Zusammen mit naivem Glockenspiel und verträumten Melodica-Passagen ist sie recht nah an Mushroom’s Patience’ Vision des „Wiccer Man“ und weisen auf Crafs derzeitiges musikalisches Ideal voraus: Musik im Geiste von John Fahey, Leo Kottke, Jack Rose oder einem etwas dunkleren Neil Young.

Um Ruhm und Glanz schert sich ein solcher Neil Young nicht. Musikhandwerkliches Strebertum ist dem Orchester ebenso fremd wie jede glatte, stilisierte Fassade. Stühlerücken, Schritte und andere Geräusche gestalten die Szenerie mit, auch gackernde Hühner und aufgescheuchte Singvögel, die für “echte” Romantik immer einen Tick zu laut lamentieren. Natürlich ist auch das, wie jedes Image, irgendwie Fassade, aber in ihrer dezenten Abstrusität steht sie der Musik vortrefflich. Immer wieder gibt es Momente, in denen das Gitarrenspiel droht, ernsthaft anheimelnd zu werden. Ein Zug, der Teil des Rufus Funk-Universums ist, und doch weiß Craf, dass er kein Michael Cashmore ist, weiß sich auf andere, vielleicht weniger schöngeistige Qualitäten zu besinnen. Im furiose Finale, nach einer französischen Gesangseinlage, bricht mit einem mal all die surreale Lärmverliebtheit herein, zu der Craf imstande ist.

„The Legend…“ ist ein im besten Sinne unspektakuläres Album und lässt zwischen atonalen Akkordfolgen und lieblichen Glocken eine Tiefe aufscheinen, die weder an Trockenheit noch an Verkitschung leidet. (U.S.)