EF: Mourning Golden Morning

Der unauffällige Bandname der drei Schweden mag ein Grund sein, weshalb mir die zwei ersten EF-Alben entgangen sind. Mit „Mourning Golden Morning“ sollen die Götheburger und ihre Gäste jedenfalls einen radikalen Stilwandel vollzogen haben. Wie dem auch sei, sie wandeln mit ihrem dritten Longplayer auf durchaus bekannten Wegen und liefern dabei überaus gelungenes Handwerk ab.

Im Klartext, EF sind im weitesten Sinne Teil des allgegenwärtigen Indie-Universums und im engeren Sinne Exponenten des vielbeschworenen Postrock. Die Zutaten ihrer Musik sind neben dem klassischen Rockinstrumentarium dezente Streicher und Bläser und (zumindest bei zwei Stücken) männlicher und weiblicher Gesang, wunderbar miteinander harmonierend und stets in ohrenumschmeichelnder Balance. Schlagworte wie „bekannte Wege“ und „gelungenes Handwerk“ sollen dabei auf die schwierige Beurteilungssituation einer Musik hinweisen, die fraglos positive Schlüsselreize auslösen kann bei Hörern, die mit frühen MOGWAI oder MONO noch lange nicht genug haben und bereits sind, die speziellen Feinheiten auch einer weiteren Band zu entdecken. Wer auf der Suche ist nach radikal Neuem, räsonniert ohnehin seit langem über das etwas zerschlissene Innovationspotential dieses Genres. Was EF sehr gut auf die Reihe bekommen, ist jene Mischung aus gelöster Verträumtheit und wachem Gebanntsein, welche die typische Postrock-Passivität in all ihrer Rock’n Roll-Ferne ausmacht. Alle Genrebegriffe verkommen irgendwann zu Klischees, und werden aufgrund ihrer generellen Verknappung früher oder später von den Schlauen als Konstrukte „entlarvt“. Dass die Überwindung des Rock mit eigenen Mitteln (nicht verstanden als Kampfansage an eine Tradition, sondern als ihre Bereicherung durch neue Facetten) durchaus funktionieren kann, zeigen Stücke wie das seltsam betitelte „K-141 Kypck“. Entspannte „organische“ Klangflächen und heftige, fast punkige Momente bilden zusammen mit ihren bruchlosen Übergängen eine naturwüchsig anmutende Landschaft, die vor allem zu (unrebellischem) Wahrnehmen und Staunen einlädt. Trotz der Vielfalt der Harmonien bleibt die Klangreise dennoch im vielzitierten Hier und Jetzt und verweigert jedes psychedelische Spiel mit Grenzen. Ein weiteres, etwas unwegsameres Highlight ist „401 LWA“, dessen eher monotones Gitarrenspiel fast Mysthisches assoziieren lässt, Stück für Stück melodischer wird und am Zenit des Stücks in ekstatische Trommelwirbel gipfelt. Gerade bei den vielschichtigen Höhepunkten der Stücke fällt auf, dass „Mourning Golden Morning“ auch klanglich äußerst gelungen ist, weswegen auch dem Produzenten Magnus Lindberg, bekannt als Drummer von CULT OF LUNA, Lob gebührt.

Mal wieder: Laut und leise, Dynamik und Antimachismo, Klarheit und Tagträumerei. Ganz ehrlich, es gibt abgenutztere Konzepte im musikalischen Status Quo und man sollte EFs Entscheidung, einen Sound mit Wiedererkennungswert zu spielen, nicht undankbar bewerten, denn sie beherrschen ihn ausgezeichnet. Schön ist auch das von dem in Deuschland ansässigen Illustratoren-Duo Johnny Karlsson und Staffan Larsson gestaltete Digipak, dessen Ästhetik an die beliebten schottischen GOOD WIVES AND WARRIORS erinnert. (U.S.)