SUBLIMINAL: Under Pressure

Nach der nach zwei Alben („Gracebudd“ aus dem Jahr 2000, „Coping“ von 2006) 2009 erschienenen „Look at the Creation“-EP folgt mit „Under Pressure“ eine visuell fast identisch gestaltete 7′ mit erneut vier Stücken, die auch musikalisch an den Vorgänger anknüpfen. Ich habe schon bei der Besprechung von „Kosmoloko 2“ darauf hingewiesen, dass das Einmannprojekt von Albert Fisch inzwischen das rabiateste auf Galakthorrö ist und insbesondere die immer zwischen Aggression und Verzweiflung pendelnden Vocals, die seit dem zweiten Album „Coping“ ein typisches Merkmal des Projekts sind, sind im doch sehr stagnierenden und innovationsfeindlichen Genre Power Electronics in ihrer manischen Intensität fast singulär.

Die beiden Stücke der A-Seite, „Daddy Hates You“ und „Why Did I Receive Mercy“, enthalten die Elemente, die Subliminal ausmachen: Da ist der kontrolliert-aggressive Gesang bei erstgenanntem Stück, der nach der Hälfte, nach einem kurzen Bruch, in Hysterie umschwenkt. Da ist der stampfende Rhythmus, der letzteres Stück durchzieht. Man mag zwar dazu tanzen können, jedoch muss das fast zwangsläufig ein „Tanz debil“ sein. Der Höhepunkt der EP ist für mich dann allerdings das Titelstück, das auf beeindruckende Weise deutlich macht, was passiert, wenn der Titel gebende Druck zu groß ist und der Vortragende jedwede Kontrolle, jedweden Selbstschutz verliert. Das von analogen Störgeräuschen durchzogene „Under Pressure“ zeigt den Vokalisten tatsächlich jenseits von Gut und Böse und ist ein beeindruckendes Zeugnis von Selbstoffenbarung. Überraschend fällt dann das letzte Stück „Divisor“ aus: Im Gegensatz zu den anderen drei wird hier auf die stampfenden Analogschleifen verzichtet, stattdessen erzeugen Keyboards eine kleine Trauermusik– sorgen für einen Moment der Ruhe, wenn auch nicht Beruhigung, denn zu sehr sind da die irritierenden Geräusche und Stimmen im Hintergrund. Das ist dann auch ein angemessener Abschluss dieses „terrible, raging, delirious dance“ (Kate MacDonald).

Label: Galakthorrö

M.G.