HAUS ARAFNA: All I Can Give 7″

Haus Arafna haben durch Namensgebung und Themenwahl immer wieder auf die unschönen Seiten der menschlichen Natur hingewiesen, ganz so, als wollten sie zeigen, dass Blut das „sprachgewandte Säugetier“ wie ein Ariadnefaden durch den Irrgarten der Geschichte führt. Musikalisch wurde das anfangs („Sex U Mas“-EP, „Blut“) durch brachial-rabiate analoge Klänge illustriert, die aber im Laufe der Jahre immer mehr durch reduziertere, melodischere Momente ergänzt und teilweise ersetzt wurden, die von der Band selbst – in Anlehnung an SPKs „Walking On Dead Steps“ – als Angst Pop bezeichnet wurden; dennoch gab es aber auch auf den späteren Werken inmitten der leicht dissonanten analogen Popmusik immer wieder brutale Eruptionen, blätterte der Firnis der Zurückhaltung ab, um die rohe Wut zum Vorschein bringen zu lassen – vielleicht wollte man zeigen, dass das Wort Altersmilde nur ein schrecklicher Euphemismus für Erschöpfung und (An-)Trieblosigkeit ist.

Auch die neue EP, die das erste neue Material seit den zwei Stücken auf der Labelzusammenstellung „Kosmoloko 2“ enthält, zeigt das: Der Opener „Pain Poves Pain“ ist zwar von der Instrumentierung (verhältnismäßig) zurückhaltend, auch weniger rhythmisch als z.B. „Lying in State“ auf „Kosmoloko 2“ (Schläge auf Metall dienen als Perkussion, die die analogen Klänge untermalen), der (Schrei-)Gesang dagegen ist aggressiv, voller Wut und passenderweise heißt es dann auch: „expect no help / no peace / no release“, um dann mit der gesprochenen Frage „But what shall we do to live forever“ zu schließen. „Jiva“ ist noch zurückhaltender instrumentiert: Man hört dezentes Pulsieren und dazu den Sprechgesang. Der aus dem Sanskrit stammende titelgebende Begriff bezeichnet das individuelle Selbst, die Seele. Hier wird dieses Konstrukt in einem der Tyrannei der Physis unterworfenen („painful“, „dying“) Körper verortet: „jiva trapped in the body / in the body / throbbing pain“. Am Ende dann der fast notwenige Ausruf: „free free my immortal soul“.

Musikalisch schlägt insbesondere die B-Seite einen Bogen zur elektronischen (Pop-)Musik Anfang der 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Auf  „Lonely Lover“ wird die melancholische analoge Melodie mit (im weitesten Sinne) konventionellem Gesang kombiniert. Der Adressierten, „born to seduce“, sagt der einsame Liebende, er werde „wahre Liebe zu ihr zurückbringen“ und das lässt sich im Kontext dieses Songs durchaus als Drohung lesen. Auch hier findet sich wieder die Thematisierung der Ewigkeit (hier nun mit der für die Band so typischen Ambivalenz): „When you ascend to eternity / there’s light / but you’ll fall“. Das Titelstück „All I Can Give“ wird ebenfalls von melancholischen analogen Melodien getragen: Der hier besungenen Liebe wohnt natürlich ein Moment der (Selbst-)Zerstörung inne : „let us burn in love together“ (siehe auch das das Cover der EP zierende Feuer). Wenn diese vier Stücke dann alles sind, was die Band zu geben hat, dann ist das ganz sicher nicht gerade wenig.

M.G.

Label: Galakthorrö