AIDAN BAKER: The Sea Swells A Bit

Willst du was gelten, mach dich selten – zu den Musikern, die dieses Motto regelmäßig ad absurdum führen, zählt auch der aus Kanada stammende Drone-Spezialist Aidan Baker, der am laufenden Band veröffentlicht, gerne kolaboriert, auf etlichen Labels zuhause ist und gerade im deutschen Hauptstadtkontext auch regemäßig auftritt. Jeder Versuch, seinen Werdegang inklusive seiner Band Nadja und seinem offenen Projekt B/B/S zu rekapitulieren, läuft Gefahr, in ermüdende Aufzählungen zu kippen, vorausgesetzt, man überblickt sein Output überhaupt.

Manchmal schafft es ein Titel, den Charakter einer Musik in einer knappen Formel einzufangen, und ein bisschen ist es so in Bakers Album „The Sea Swells A Bit“, das vor neun Jahren erstmals auf CD erschien und derzeit auf zwei schwarzen Vinylscheiben wiederveröffentlicht wird. Bakers Musik ist von einer steten Bewegung, die sowohl kleine Wellen als auch große Gezeiten enthält, einer Bewegung, die einlullen kann, wenn man sich ihr ganz regressiv anvertraut, die sich aber ebenso sehr meditativ auswirken kann, wenn man sie mit der entsprechenden Konzentration rezipiert. Von leise zu etwas lauter sind v.a. die stetigen Steigerungen in Dynamik und Fülle, so langsam sich dieses Anschwellen auch oft vollzieht, eines der wesentlichen Strukturmerkmale von Bakers Musik. Doch ebenso typisch ist der leicht übersehbare Zusatz „a bit“, denn in Bakers Welt vollzieht sich beinahe alles im Kleinen, in Andeutungen und vorsichtigen, oft knapp bemessenen Bewegungen. Ein leichtes Phlegma haftet an all dem, für das man – auch als Freund solcher Musik – in der rechten Stimmung sein muss.

Über das Titelstück, das neben der ursprünglichen Studioversion auch noch als Konzertmitschnitt enthalten ist, ist damit schon viel gesagt, doch das klangliche Glühen der eher ambienten als dröhnenden Klangfläche und das rhythmisch ein wenig kontrastierende Rasseln einer Snaredrum geben dem Stück einen eigenen Platz in Bakers Werk. Das etwas zurückhaltendere „When Sailors Die“ variiert dieses Schema, „Davey Jones’ Locker “ dagegen klingt nicht nur introvertierter, sondern auch erratischer, reißt sich erst mit der Zeit zusammen und gibt dem Album ein rundes Ende – abgesehen vom Livetrack, der den Rerelease zusammen mit dem neuen Artwork noch ein Stückchen interessanter macht. (U.S.)

Label: Ici d’ailleurs/Mind Travels