MASTERY: Valis

Als Soloprojekt einen veritablen Bandsound auf die Beine zu bringen ist auch im Black Metal kein Unding. Mit seinem wandlungsfähigen Saitengeschruppe und einer ebensolchen Drumsection sticht Mastery aus der kalifornischen Bay Area dennoch heraus, zumal seine Stilidee, Black Metal mit jazzigen Versatzstücken zu kombinieren, gar nicht bemüht wirkt. Die nahezu schizoiden Gegensätze, die auf Masterys erstem Longplayer (vorausgegangen ist u.a. eine Split mit Skullflower) aufeinandertreffen, finden sich weniger in Genreversatzstücken, als in den hypnotischen Interludien aus verrauschten Synthies, die mal kreisend, mal statisch und monoton mit dem Hauptteil des Albums im Kontrast stehen.

Dieser beginnt mit einem verwehten orchestralen Bläsersound, der tatsächlich für Momente an Ornette Colemans opulente „Skies of America“ erinnert, sich aber bald mit knirschenden Vocals mischt und in infernalisches Geschruppe übergeht. Dieses gebärdet sich schnell als äußerst dynamisch, brilliert beim Wechsel der Gangart und des Taktes, was auf den ersten Eindruck etwas orientierungslos wirkt, aber beabsichtigt ist und sich recht schnell als besonders reizvoll entpuppt. Ein besonderes Charisma der Musik verdankt sich außerdem den Vocals, vielleicht noch weniger in den Passagen mit dominantem A capella-Gekeife als in den Momenten, in denen die Stimme vorübergehend ins Maschinenhafte kippt. Die leichte Jazz- und Funk-Einfärbung zieht sich durch das ganze Album und fügt sich so gut ein, dass man es schnell kaum noch als Fremdkörper wahrnimmt.

Muss man an der Stelle die Diskussion über szeneuntypischen („Post“-)BM wieder aufwärmen, die sich besonders gerne an Bands von der amerikanischen Westküste, neuerdings aber auch an Berliner Acts entzündet? Zugegebenermaßen tue ich mich etwas schwer mit einer eindeutigen Sympathieverteilung, denn die Klage über eine Entzauberung des Genres durch Bands ohne Teufel und Corpsepaint erscheint mir so nachvollziehbar wie der Wunsch nach Szeneüberschreitung und Diversifizierung. Zum Glück sind Fragen der Qualität kaum daran gekoppelt, und in der Hinsicht ist Mastery alles andere als ein schnöder Hipster, vielmehr ist hier nomen gleich omen. (A. Kaudaht)

Label: The Flenser