KEDA: Hwal

Auf Koreanisch bedeutet „Hwal“ Bogen, und mit etwas Fantasie könnte man das auf den großen Bogen beziehen, der auf Kedas so betiteltem Debüt gespannt wird – von Korea über Frankreich bis Burkina Faso, von höfischer und volkstümlicher Musik bis hin zu Blues, Dub und experimenteller Elektronik. Vom Naturbelassenen bis zum gestylten Feinschliff. Von meditativer Ruhe zum tanzbaren Groove in dezenter Gangart. Darüber hinaus kommt auf der Musik aber auch ein Bogen zum Einsatz.

Doch von vorn: E’Joung-Ju ist eine in Frankreich lebende koreanische Musikerin, die sich ganz dem Spiel eines Instrumentes aus ihrer Heimat verschrieben hat, dem jahrhundertealten zwölfsaitigen Geomungo, das von der Bau- und Spielweise her der Zither verwandt ist und von Klang her mit einigen Vorbehalten unserem Cello nahe kommt. In Frankreich lernte sie den aus Burkina Faso stammenden Komponisten und Produzenten Mathias Delplanque kennen, einen Virtuosen elektronischer Musik. Zusammen entstand die Idee, das Geomungo in ein zeitgenössisches Gewand zu packen und dabei gleichsahm seinen eigenen Charakter zu betonen und zu bewahren.

Es wundert bei diesem Ansatz nicht, dass E’Joung-Jus Beitrag klar im Vordergrund steht und Delplanque an vielen Stellen eher subtil im Verborgenen wirkt. Die Klänge, die die Musikerin ihrem Instrument meist im Mid- und Downtempo entlockt, sind durchgehend organisch-kernig, bisweilen rumpelt es ganz schön archaisch, und stetig auf- und abebbende Takte lassen schnell eine mystisch-rituelle Atmosphäre entstehen. Aus den repetitiven Figuren entwinden sich in regemäßigen Intervallen anmutige Melodien.

Delplanques Beitrag ist zum einen Producer-Sache, er weiß das Spiel seiner Kollegin bestens räumlich in Szene zu setzen, und in seinen stärksten – und tanzbarsten – Momenten arbeitet er so gekonnt mit leeren Räumen, dass man nicht anders kann, als an Dub zu denken. Eher subjektiv und der Lust zu tanzen geschuldet ist aber sicher die Assoziation des Rezensenten zu Jonathan Richmans „Egyptian Reggae“. Einen deutlich poppigen Charakter bekommt die Musik an wenigen Stellen durch an Triphop erinnernde Takte, die dann auch offensichtlicher von Elektronik durchdrungen sind, doch die meisten der entspannten Grooves erwecken den Eindruck, dass sie ganz einfach der traditionellen Spielweise des Instruments entsprechen.

Gerade wenn dies nicht der Fall sein sollte, wäre dies eine der Stärken des Albums, das sich fern von banalem cultural jamming einer originellen Neurahmung verschrieben hat. (U.S.)

Label: Parentheses Records