REINHOLD FRIEDL: KORE Performed Live By Zeitkratzer

Auf „KORE” steht ein Merkmal im Vordergrund, das bei vielen Aufnahmen von Reinhold Friedl und seinem Ensemble zeitkratzer eine wichtige Rolle spielt, nämlich die Aufnahme live eingespielter Instrumentalbeiträge mit Amps, wobei es weniger um den Aspekt der Lautstärke geht, sondern um die vielfältigen Möglichkeiten, einzelne Klänge auf untypische Art zu fokussieren und zu exponieren, was zu einem mitunter stark veränderten Klangresultat führen kann. Der hier vorliegende Mitschnitt vom Hamburger Klub Katarakt-Festival 2013 ist eine Hommage an Iannis Xenakis Tapearbeiten der frühen 70er, also Alben wie „Persepolis” oder „La Legende d’Er”. Friedl greift dabei motivisch auf eine frühere Arbeit zurück, die vor knapp zehn Jahren unter dem Titel „Xenakis [A]live” erschien.

Ihrem Referenzmaterial entsprechend gehen die neun Musiker gleich medias in res, und res heißt hier auch, dass man zunächst nur schwer bestimmte Instrumente heraushören kann, und erst mit der Zeit wird dem uninformierten Hörer auffallen, dass das Vogelkonzert mit Nebelhorn und Knurren, das mal akustisch, mal etwas elektronischer anmutet, von einem Pianisten, sowie von den Bläsern, Streichern und Perkussionisten eines „klassischen” Ensembles eingespielt wurde.

Was sich beim ersten Eindruck als unveränderliches Chaos gebärdet, offenbart mit der Zeit eine durchaus strukturierte und gleichsam variationsfreudige Seite. Zwar dominiert ein Sound, der an über den Boden geschliffene und gezogene Metallteile erinnert und Assoziationen zu Originalaufnahmen von Xenakis, aber auch zu Noise-Acts wie Torba weckt, durchgehend beide Stücke. Dennoch klann man verschiedene fast episodisch anmutende Abschnitte ausmachen, in denen bestimmte Instrumente, Spielweisen und Tempi die Oberhand haben, bisweilen ganz plötzlich akzentuiert durch kurzzeitig in den Vordergrund tretende Instrumentensoli. Bei besonders dramatischen Passagen gerät die Musik schon mal zu purem Lärm, und und immer wieder mag man sich wundern, dass man es mit einer live eingespielten Musik zu tun hat.

„KORE” erscheint sowohl auf CD als auch als LP auf schwerem Vinyl nebst DL-Code. (U.S.)

Label: Karlrecords / Zeitkratzer Productions