FURSAXA: Immured

Als vor sechs Jahren Tara Burke unter ihrem Projektnamen Fursaxa auf ATP Records „Mycorrhizae Realm“ veröffentlichte, da war das das bislang fertigste, eventuell auch (im weitesten Sinne) zugänglichste, weil songorientierteste Album. Ein Album, das so klang, als habe eine die Bezeichnung Weird Folk verdienende Band sich entschieden, sich nicht an der glasklaren Stimme von Comus‘ Bobbie Watson zu orientieren, sondern eine Wiedergängerin Nicos als Chanteuse auszuwählen: „Was Stimmung wie Stimme anbelangt, könnte man fast soweit gehen und sagen, dass Fursaxa näher an Nico als an Vashti Bunyan oder Shirley Collins ist“, schrieb ich damals. Das Album zeigte, dass (gute) Folkmusik oftmals von jedweder Betulichkeit meilenweit entfernt ist.

„Immured“, das erste Album seit 2010, erinnert wieder etwas stärker an frühere Alben, ist –wenn man so will – weniger poppig (wobei das Adjektiv nur im sehr weitesten Sinne auf Fursaxa zutrifft). Man hört Glocken, Drones an der Grenze zur Dissonanz, Stimmen murmeln: Das das Album eröffnende „Moon in Cancer“ kann man sich in seiner Archaik auch gut auf dem Soundtrack zu Justin Kurzels „Macbeth“-Verfilmung vorstellen.Vielleicht könnte man sagen, dass hier fast schon das Verschwimmen von „foul“ und „fair“ musikalisch umgesetzt wird. “Ancient Anodyne“ wird von Burkes Klagegesang dominiert, der von Flöten und wenigen Gitarrentönen untermalt wird. “Concertina“ lässt in seiner Mischung aus Harmoniumdrones und Gesang an Charlemagne Palestine denken. Dabei setzt Burke nicht nur auf akustische Instrumente: Auf „Yksi“ wird Burkes Stimme von elektronischem Brummen untermalt. Das die erste Seite des auf 300 Exemplare limitierten Albums abschließende „Troglodytes“ ist ein Trauerlied aus sich überlagernden Stimmen, das wie eine LoFi-Version von Dead Can Dance zu Zeiten von „The Serpent’s Egg“ klingt. „Standing Stone“ lässt einen glauben, Machens „little people“ hätten Backward Masking für sich entdeckt, bevor sie mit Rasseln den großen Gott Pan anrufen. Auf „A Pomeranian Rite“ spielt Burke das Harmonium, während sie rezitiert, beschwört. Dass ihr Album an einem als „The Hestian Den“ bezeichneten Ort aufgenommen wurde, passt da sehr gut. Das Album wird von „Serpents Twisted“ beendet: Inmitten von Dröhnen und Brummen ertönt Burkes geisterhafte Stimme, die aus dem Äther zu kommen scheint, aus dem Zwielicht, das die Heide/den Heiden nur fahl beleuchtet.

„Immured“ ist ein archaisches, ursprüngliches Album, wahre Ur-Musik, die in der Lage ist, Daturaträume im Hörer zu erzeugen. (M.G.)

Label: Sloowax