MAGDA MAYAS: Terrain

Magda Mayas zählt sicher zu den derzeit renommiertesten Vertreterinnen der Inside Piano-Techink, des improvisierenden Auslotens der Möglichkeiten, die ein geöffneter Klavierkasten bietet. Obwohl sie durchaus mit Kontaktmikros und Amplifier arbeitet, dominiert bei ihr meist ein akustischer Klangeffekt, so auch über weite Passagen ihrer soeben erschienenen LP “Terrain”, ein aus zwei längeren Tracks bestehendes Album, bei der auch ihr zweites Lieblingsinstrument, das Clavicord zum Einsatz kommt.

Man muss gewiss nicht immer darauf rumreiten, dass die Musik Mayas’ nur gelegentlich überhaupt wie ein Piano klingt, und doch sind die falschen Fährten, die sie mit oder ohne Absicht gerade auf dem die erste Seite füllenden Stück “Traces” legt so faszinierend, dass sie immer wieder zum kindlichen Instrumenteraten verführen. Der gut zwanzigminütige Track mutet wie eine geheime Spur durch den Dickicht an, den man auf dem Cover zu sehen bekommt, und enthält gleichsam im Plural (zum Teil vage, zum teil offensichtliche) Spuren vielfacher bekannter Sounds.

Mal erinnert das zunächst noch richtungslose Saintenklimpern an gezupfte Instrumente wie Sas oder Sitar, mal werden die Saiten perkussiv bearbeitet und für herkömmliche Begriffe des Klavierspiels ordentlich zweckentfremdet, mal werden sie mit Gegenständen aus unterschiedlichem Material gestrichen und lassen Flöten- und Violinenklänge assoziieren. Mag das Zupfen der höheren Saiten den Track leitmotivisch bestimmen, so sind doch einige Abschnitte zu erkennen, die einzelne Klangfarben oder Geschwindigkeiten dominieren lassen und recht Spontan aus dem Bauch heraus in einander übergehen. Am Effekt tiefer Vibratos und recht dramatischer rhythmischer Allegropassagen erkennt man, dass es der Musikerin keineswegs nur um Spielerei geht, sondern um das Erzeugen von zum Teil recht feinen Stimmungen.

Plastischer, klarer, vom Klang her stabiler und vor allem rockiger ist das Stück “Shimmer”, das die zweite Seite füllt und auf einem Clavicord des 60er Jahre ausgeführt wurde. Finden sich auch hier die aus dem ersten Stück bekannten eindringlichen Klangtexturen, so dominiert doch insgesamt ein rauerer Sound, tiefes metallenes Schaben und Klopfen, das sich wie ein mit Rhythmus begleitetes Stück Deser Rock anhört, eimngespielt auf Gitarre oder E-Cello, und wenn sie manche Saiten wie eine Slideguitar zupft, besteht kein zweifel mehr, in welche Richtung das gehen soll.

Label: Gaffer