MONGOLITO: Odyssee

Marc De Backer, der solo unter dem Nom de guerre Mongolito auftritt, ist viel herumgekommen, und das sowohl in musikalischer als auch in geographischer Hinsicht. Im heimischen Brüssel spielt(e) der Gitarrist in diversen Bands wie der krautigen Metalcombo Wolvennest, ebenso verdiente er sich einige Meriten als Mitglied der in den 90ers ziemlich populären amerikanischen Crossoverbands Dog Eat Dog und Mucky Pup. In seinen Soloarbeiten, die er seit einigen Jahren über Hau Ruck! unters Volk bringt, lotet er die Möglichkeiten aus, die in einer einzelnen Gitarre und diversen Effekten stecken, und klingt dabei immer wieder so opulent wie eine mehrköpfige Kapelle.

Wollte man die Musik auf seinem neuen Longplayer „Odyssee“ auf eine griffige Formel bringen, so könnte man sie kurz und knapp als psychedelische Dronemusik bezeichnen. De Baecker kennt sich allerdings zu gut aus in den Rumpelkammern der Rockgeschichte, um sich mit den gängigen Standards heutiger Post Rock-Loner zu begnügen, und so ist „Odyssee“ auch musikalisch eine Reise ins Ungewisse voll von unerwarteten Abzweigungen in alle möglichen Richtigungen.

Eine dieser Richtungen ist eine dunkle, entschleunigte Variante eines von schwülen, tremolierenden Twangs getragenen Surf Rock, der in Stücken wie dem eröffnenden Titeltrack, dem von Trommelwirbeln aufgewühlten „Tard Noir“ oder dem besinnlicheren „Pluviose“ an Bands wie Heroin in Tahiti erinnert, dabei in seiner monotonen Coolness aber zugleich die Brücke zu Labelkollegen wie Jastreb oder Der Blutharsch and the Infinite Church of the Leading Hand in ihren gemächlicheren Momenten schlägt. Dies kann immer mal wieder in Krautrock-Terrain abbiegen, oder aber, in Stücken wie „Lucidity“ mit einer desolaten Drummachine und hochtönenden Leadgitarren, fast Goth- oder zumindest Post Punk-Feeling aufkommen lassen.

Bei einigen Tracks wie dem von tiefem Saitengeknarre vorangetragene „Petite Ballade En Pathetique Mineur“ wirkt die Entschleunigung so unterkühlt wie mitternächtlicher Zeitlupenjazz, und hier und da scheint die Irrfahrt vollends ins Stocken zu geraten. Von diesen durchaus Spannung erzeugenden Momenten ausgehend verdichten sich manche Tableaus wieder, gewinnen an klanglicher Wärme und ändern mit gesampleten Vocals ihre Ausrichtung. In anderen Fällen wiederum vergehen all die evozierten Traumgesichte einfach, lösen sich im Unbestimmten auf. Trotzdem hat man am Ende, beim finalen „I Can See The Monsters“, nicht den Eindruck, dass die Reise ziellos wie ein Rinnsal im Sand verläuft, denn irgendwie lässt die balladenhafte Stimmung des Schlusspunkts ganz vage auch etwas Versönliches durchscheinen. (A. Kaudaht)

Label: Hau Ruck!