GUY HARRIES: Fault Line

Guy Harries, Londoner mit israelischen Wurzeln, arbeitet unermüdlich an meist mehreren Baustellen. Soundart, Songwriting, Arbeiten für Oper, Theater, Tanz und Multimedia-Projekte, Laptopmusik, Stimme und Holzbläserei. Wahrscheinlich wäre er noch um einiges bekannter, wenn er sich von Beginn an auf weniger Schwerpunkte konzentriert hätte, doch der Preis dafür wäre ein Brachliegen etlicher Talente gewesen. In unsere Umlaufbahn geriet er erstmal durch seine Beteiligung am Orchestra Noir-Album „What if“.

Auf seinem aktuellen Lonplayer „Fault Line“ wählt Harries v.a. abstrakte Mittel, um mit Hilfe bearbeiteter Sounds Emotionen auszudrücken, die sich zum Großteil im Bereich der Spannung bewegen. Recht schnell, schon in den ersten Minuten des Openers mit seinem spartanischen Saitenanschlag und den düsteren Halleffekten wird klar, dass hier wenig Labsal zu erwarten ist. Passend zum Titel „Insomnia“ kommt in die monotone Szenerie bald Unruhe hinein, die Intervalle der auf- und abebbenden Dröhnung werden unregelmäßiger, unverhoffte Detonationen und unschönes Schaben und Rumpeln, verdeutlichen, in welch dystopischem Ort man sich da verlaufen hat.

Grundlage der meisten Stücke sind intelligent montierte und unkenntlich gemachte Field Recordings, die Harries vor einigen Jahren in New York gemacht hat, als Kitt, manchmal aber auch mit einem veritablen Eigenleben ausgestattet, fungieren analoge Synthies – was dabei herauskommt, kann eine experimentierfreudigen Frickelcharakter haben wie in „Throb“, eine unheimliche Archaik andeuten wie in „Lava“ mit seinen Holzbläserklängen, mystisch Rituelles anklingen lassen wie in „Fathom“ oder rhythmische Noiseansätze einbauen wie „Lumens“, das Sounds aus einer Installation von Max Neuhaus enthält und mit Tempoveränderungen und zahlreichen Sounddetails die komplexesten Momente bereithält.

Gemeinsam ist den Tracks, dass sie in ihrer Dramaturgie auf Steigerung stetzen – steigerung an Fülle, Dynamik und Intensität – und somit ihre zahlreich enthaltenen Soundkomponenten erst nach und nach deutlich werden lassen. „Fault Line“ erschien wie schon seine Kollaboration mit Yumi Hara bei Sombre Soniks, von der CD, die im Unterschied zur Download-Version den Track „A While, an Eternity“ enthält, sind noch einige Exemplare zu ergattern. (U.S.)

Label: Sombre Soniks