BAMBARA: Shadow On Everything

Der Titel des dritten Albums der ursprünglich aus Georgia stammenden und inzwischen in Brooklyn ansässigen Band ist sicher programmatisch zu verstehen, denn auf all den hier in den narrativen Lyrics erzählten Geschichten scheint tatsächlich ein (tief)schwarzer Schatten zu liegen, der von der Musik angemessen weiter geschwärzt wird: Der Opener „Dark Circles“ mit seinem an die Cramps erinnernden Gitarrenspiel und dem monotonen, treibenden Schlagzeug, das ganz entfernt an The Cures “Pornography”-Abum denken lässt, setzt die Stimmung, ist vielleicht das musikalische Äquivalent zu einem establishing shot: “A naked kid is singing/ Up on the stage /He’s covered in paint and he’s barking about the human plague/ I walk over to the bar/And I take a seat /Misanthropy can be so grating without a drink”.

Als Referenzpunkte haben Kollegen The Gun Club oder Birthday Party ausgemacht und das ist sicher durchaus passend – auf dem treibenden „Monument“ wird man durch die Art des Vortrags deutlich an den frühen Nick Cave erinnert. Was die erzeugte Stimmung anbelangt, so gibt auch Passagen, die an die inzwischen nicht mehr aktiven Madrugada denken lassen. Zum Teil erinnert der Gesang Reid Batehs aber auch an Woven Hand, wobei Bambara bei der Präsentation des Untergangs auf die alttestamentarische Feuer- und Schwefel-Lyrik David Eugene Edwards’ verzichten. Die Apokalypse findet ohne Gott statt, etwa auf “Sunbleached Skulls”: „In the space between your teeth /There’s a doorway to the desert /Where you breathe sandstorms to life /Howling through broken mines /And the hollows of sun bleached skulls […] Something washes up onto the beach /Yeah it’s half eaten but it’s still movin’”. Auf “Back Home” heißt es: “Creatures drag themselves on wet ground /Headed towards their burial ground /Years of climbing, years of dying /On the bones of ancient giants /And a hill forms from the death-sludge”. Dabei scheint die Apokalypse auch auf persönlicher, zwischenmenschlicher Ebene stattzufinden: “I woke up last night and I saw you /Standing out in the moonlight /Tying a noose with a vine /I said mostly to myself, /“Is that thing for you or is it mine?” […]“It’s too cold out there. /Come back inside the bedroom.” /You said, “It’s colder next to you.”” (“Wild Fires”). Es findet sich eine Kontrastierung von Profanem und Sakralen. So heißt es ganz lapidar auf “Moument”: “ I’ve seen you before /In a wet dream or a vision ”.

Es gibt schnelle und treibende Stücke wie „The Door Between Her Teeth“ oder „Doe-Eyed Girl“, aber auch das schleppende „Steel Dust Ocean“. Das instrumentale “Night Changing” mit seinen fast sphärischen Keyboardflächen sorgt für einen Moment der Ruhe und Kontemplation, bevor aber leichtes unruhiges Pulsieren einbricht. Dunkle Drones hört man auf„Human Hair“. Weitgehend ist dieses Album aber geprägt von Wut, Zorn, Schall und Wahn. Cormac Mc Carthys „Child of God“ oder Bobby Peru scheinen um die Ecke zu schauen. Würde Gregory Crewdson seine irritierenden Tableaus in Wüsten inszenieren, würden sie vielleicht ähnliche Szenarien abbilden.

“Let’s make something huge and full of rust” singt Bateh auf “Monument”. Vielleicht ist „Shadows On Everything“ dieses Etwas. (MG)

Label: Wharf Cat Records