OKKYUNG LEE: Cheol-Kkot-Sae (Steel.Flower.Bird)

Die Cellistin Okkyung Lee zog als Jugendliche von Südkorea in die USA, wo sie zunächst verschiedene westliche Musikarten studierte. Zugleich keimte in ihr dort erstmals, mit zunehmender Erfahrung in der klassischen Musik, im Jazz und in vielen experimentellen Richtungen, das Interesse an der traditionellen Musik ihres Landes, mit der sie während ihrer Kindheit nur wenig Berührung hatte. Es dauerte allerdings noch einige Jahre, bis sie sich in ihren eigenen Kompositionen an koreanische Musik heranwagte.

Auf ihrer Komposition „Cheol-Kkot-Sae“, von der nun der Mitschnitt vom Donaueschingen Festival 2016 erschienen ist, wirkt nun eine koreanische Sängerin und ein traditioneller Perkussionist mit, und insgesamt wirkt das gut halbstündige Stück wie eine intensive Überblendung östlicher und westlicher Musik ritueller Ausrichtung.

Ob der traditionelle Pansori-Gesang, mit dem Gastsängerin Song-Hee Kwon das Stück einleitet, auf koreanisch oder in einer Fantasiesprache gesungen wird, lässt sich zunächst schlecht ausmachen, da in dem noch bedächtigen Auftakt nur eine minimale Silbenfolge wiederholt wird. Doch die Frage erübrigt sich nach kurzer Zeit, denn schnell wird der Vortrag immer heftiger und verschmilzt mehr und mehr mit improvisierten Cello- und Saxophon-Parts. Es ist nicht nur das folgende noisige Rumpeln, das die Musik immer intensiver und eindringlicher wirken lässt, sondern eher noch das sich gleichsam in Fülle, Volumen und Tempo steigernde Spiel der einzelnen Musiker, die über lange Passagen mit einigen Ruhepausen und neuen Höhepunkten hinweg eine beachtliche Synchronizität aufrecht erhalten.

Immer wieder werden Cello, Trommeln, Sax, Gesang sowie diverse Saiten und Elektronik so sehr an die Grenzen ihres typischen Klangs gebracht, dass sie nur noch bedingt auszumachen sind und man sich in einer alle Grenzen sprengenden Orgie aus Schaben, Kratzen, Rasseln, Rumpeln und Dröhnen wiederfindet. Wenn der Fluss der Klänge in dieser Art über die Ufer tritt, verstärkt sich der Eindruck, einem intensiven Initiationsritual beizuwohnen.

Label: Tzadik