MARTA DE PASCALIS / HOWLROUND: Split (12″)

Seit einer handvoll Jahren existiert im Süden der Londoner Innenstadt ein neues Veranstaltungszentrum für experimentelle Musik und Kunst namens Iklectik – das einstöckige Backsteinhaus ist Teil einer größeren Anlage, die im 19. Jahrhundert als Schule konzipiert war und in der Zwischenzeit als Buddhistisches Kloster genutzt wurde. Zu den Künstlern, die dort bislang auftraten zählen auch die in Berlin lebende Marta de Pascalis und das englische Duo Howlround, die beide wegen ihres Händchens für Tapeloops und analoge Synthiearbeit bekannt sind. Für Fans muss der Abend eine Überraschung gewesen sein, denn ihre Musik erwies sich als härter und lärmiger als je zuvor. Unlängst wurde der aufgezeichnete Konzertabend auf einer limitierten 12″ herausgebracht.

Marta de Pascalis’ Beitrag „Her Core“ fällt von beginn an durch seine dichte und runde Klanggestalt auf. Die ersten Minuten, wenn die Musik noch recht minimalistisch ihren Anlauf nimmt, wirken wie der Auftakt zu einem größeren Ereignis, das dann durch den kratzig dröhnenden Tempoanstieg auch stattfindet. Trotz der relative Schwere des Materials und der reibenden Verzerrtheit seiner Oberfläche ist aber die vertraute Handschrift der Musikerin zu erkennen: Melodieansätze und rhythmische, wenngleich beatlose Muster geben sich stets veränderlich, wandern durch laute und leise Passagen, steigern sich gelegentlich zu hektischen Bewegungen und verlieren sich doch am Ende im rauschenden Nirgendwo.

Weitaus hochtönender und skellethafter gebärdet sich „Hard Core“, der Beitrag von Howlaround. Auf der Basis von ganzen vier alten Reel-to-Reel-Tonbändern und spontan eingesetzten Delayeffekten erzeugen die beiden ein flatterhaft vibrierendes Klanggewitter, das in wellenförmiger Repetition in alle Richtungen des Raumes ausschwärmt und diese für Sekunden ausfüllt. „Accidental Gabber“ nannten sie ihren galoppierenden Sound, der immer wieder in grotesk verzerrte Dramatik gipfelt und im Aufführungskontext den Raum sicher auf besondere Art physisch erfahrbar macht.

Zwei Mitschnitte also, die nicht nur als Dokumente fungieren, sondern auch eine Idee von der raumakustischen Live-Erfahrung aufkommen lassen und einen guten Teaser für die nächsten Konzerte abgeben. (U.S.)

Label: The Wormhole