UNIVERSAL EYES / WOLF EYES: Two Civilized Centers

Auf Lower Floor Music wird dieses Split-Tape von Wolf Eyes, die nach dem Weggang des Gitarristen James Baljo nun als Duo aus John Olsen und Nate Young agieren, und Universal Eyes, dem inzwischen aus Aaron Dilloway, Gretchen Gonzales, Olson und Young bestehenden Projekt, veröffentlicht. Auch wenn die letzten Jahre von Wolf Eyes geprägt waren von einer klanglichen Reduktion und etwas weniger von Eruption und Brachialität, so war die auf den Tonträgern erzeugte Stimmung noch immer wenig optimistisch. Über das letzte reguläre Studioalbum “Undertow” hieß es auf diesen Seiten: „[T]atsächlich führt einen die Musik (auch) auf diesem Album in ein urbanes, wüstes Niemandsland, in eine analog-akustische Höllenlandschaft.”

„C.Centers One“, der 17-minütige Beitrag von Wolf Eyes knüpft passagenweise durchaus an dieses Album oder an die “Strange Days II”-EP an: Pochen, Dissonanzen, ein gequältes Saxophon und Wassergeräusche scheinen in einer menschenleeren und menschenfernen Landschaft zu ertönen. Dann setzen so etwas wie Rhythmus und Nate Youngs Sprechgesang ein. Das klingt durchgängig desolat, so dass sich der Titel allenfalls ironisch lesen lässt. Viel eher scheint es, als sei es, dass „the centre cannot hold;/Mere anarchy is loosed upon the world,/The blood-dimmed tide is loosed, and everywhere/The ceremony of innocence is drowned“. Nach den Vorfällen in North Carolina hatten sich die eigentlich nur bedingt explizit politischen Wolf Eyes klar positioniert und dann auch Aufnahmen für die in Charlottesville von einem vermeintlichen Herrenmenschen überfahrenen Heather Heyer unter dem recht eindeutigen Titel „No Hate“ veröffentlicht.

Die zwei Beiträge von Universal Eyes sind von der Stimmung nah an dem Wolf Eyes-Beitrag, sind insgesamt vielleicht etwas ambienter, wenn man das auch nicht als Hinweis auf ein gefälliges Klangbild sehen sollte. Auf „Civilized Two“ brodelt und wabert es unter der Oberfläche und man verspürt  fortwährend eine Unruhe, die auch dem dröhnenden „Civilized Three“ innewohnt. Die beiden Stücke könnten auch ein Soundtrack für das Frühwerk von Tobe Hooper sein. Und auch hier stellt sich die Frage, was/wer zivilisiert ist. Vielleicht ist dieses Tape auch einfach nur eine aurale Repräsentation Detroits, wo Wolf Eyes beheimatet sind, oder von anderen Städten des Rust Belts. (MG)

Label: Lower Floor Music