CHRISTINE ABDELNOUR / MAGDA MAYAS: The Setting Sun is Beautiful Because of all it Makes us Lose

Die Saxophonistin Christine Abdelnour und die Pianistin Magda Mayas sind v.a. zu Beginn der Zehnerjahre häufig zusammen aufgetreten und haben mit “Teeming” und “Myriad” zwei Alben herausgebracht, die im Kontext ihrer beiden Instrumente, auch gerade was das Bearbeiten des Klavier-Inneren betrifft, neue Standards gesetzt haben. Trotz zahlreicher anderer Kollaborationen ist der Kontakt der beiden nie abgebrochen, und so kam es 2018 zu einem gemeinsamen Auftritt beim Osloer Ultima Festival. Nach wie vor schien ihr spontaner und stets gleichberechtigter Dialog derart gut zu funktionieren, dass eine beinahe homogene Musik dabei herauskam. Ein Mitschnitt des Auftritts ist nun auf der vorliegenden One Track-CD herausgekommen.

Beinahe medias in res wird man von stoßweise aus dem Saxophon gepressten Summtönen in ein eigenwillig koloriertes Setting geschubst, in dem metallenes Klimpern, helle, triangelartige Saitenanschläge, hölzernes Rumpeln und vereinzelte Hochtöner in schriller Hektik für eine aufgeweckte Stimmung sorgen. Dass das Klangbild dennoch im Verlauf der rund 35 Minuten dezent bleibt, dankt sich sicher nicht zuletzt dem nie zu sehr in die Breite gehenden Räumlichkeit, vielleicht auch der Tatsache, dass es selten zu heftigen Ausbrüchen kommt. All dem zum Trotz folgt die Musik keinem allzu leichten Fluss. Spontane Tempowechsel, Brüche, Momente der stillen Neuorientierung und v.a. Stauungen der Bewegung, bevor die Reise weitergeht, zeigen, dass es sich hier um ein stets wandelbares Narrativ handelt, und stets hat man das Gefühl, dass beim Improvisieren des Tracks kein allzu deutlicher Masterplan für seinen Verlauf vorlag.

Gerade um die Brüche und Richtungsänderungen herum wird mit Spannungsmachern aller Art gearbeitet: mit dramatischem Zupfen an den tieferen Saiten und ungewöhnlichen Pfeiftönen, die in drastischer Rhythmik aus dem oft zurückhaltend gespielten Saxophon herausschnellen. Dass all dies dann nie im erratischen Gefrickel endet, ist v.a. deshalb beachtlich, weil die Musikerinnen stets mit fragmentarischen Motiven arbeiten. (A. Kaudaht)

Label: Sofa