LONESAW: Lay In The Salt Of The Soil

Sosehr man vielleicht davon angetan ist, dass in den letzten Jahren dunkle Musik auch in den (vermeintlich) hippen Zirkeln angesagt ist, nachdem viele Ausprägungen in den 90ern ein Schattendasein führten und primär in der Gothickultur rezipiert wurden, so ermüdend ist es manchmal, die hundertste als „Post Punk” apostrophierte Band zu hören, deren Stücke wie zweit- bis drittklassige Outtakes von einem „Zwischenfall“-Sampler klingen. 

Die aus Liverpool stammenden Lonesaw haben nach Liveaufnahmen und einer Single gerade ihre erste 5-Track-Kassette veröffentlicht und behaupten über ihre Musik: „Treading the line between Industrial and post-punk “. Man muss sagen, diese von der Band als „grotesque cacophony“ beschriebene Musik ist durchgängig im positivsten Wortsinne irritierend und aufregend und weist Einflüsse von Throbbing Gristle, Suicide und Wolf Eyes auf ohne dass die Band auch nur eine Minute epigonal klingt.

Auf “Yet I Am” ruft eine derangierte Stimme „Nobody“, wuchtige Schläge setzen ein, ein elektronisches Pulsieren durchzieht den Track und das Saxophon klingt so, als wolle es Diamanda Galás imitieren, Metal rollt über den Boden und Stimmen flüstern, bevor das ganze in einer wüsten Lärmorgie untergeht. „The Leash“ besteht aus kaputtem Rhythmus, hysterischem Saxophon und Sprechgesang. „What Does It Mean To Be A Man In A Burning World“ beginnt mit einer Drummaschine, die mit dem Saxophon zusammengeht, man hört animalisches Grunzen, techniode Passagen, Störgeräusche. Das kurze „The Salt“ mit seinen Glöckchen hat einen rituellen Charakter, der durchaus zum Cover der EP passt. „Barbed Wire Church“ erinnert etwas an jüngere Consumer Electronics-Aufnahmen: Monotone Beats, dann absolut demente Vocals: „undress the waste ground to the white walls/its clinical light/the orchestrated famine/we betray ourselves in utter reflection/in united silence/we gape like cattle“ – punktiert von brutalen Noiseeruptionen, Schreien und dann ein Ende in Feedback und Chaos. Zu dem Stück gibt es auch ein durchaus transgressives Video, das eingeleitet wird mit den Worten aus der Offenbarung des Johannes: „So, because you are lukewarm—neither hot nor cold—I am about to spit you out of my mouth. “ Nicht das unpassendste Motto, denn ein indifferentes Hören lässt diese Band nicht zu.(MG)

Label: Spine