HIMUKALT: Between My Teeth

„Between My Teeth“ ist eine Widerveröffentlichung des ursprünglich 2018 auf Tape veröffentlicten Albums der in Las Vegas lebenden Ester Kärkkäinen, die in den letzten Jahren als Himukalt auf zahlreichen Labels veröffentlicht hat. Es gibt vielleicht kaum einen größeren Kontrast als die sofort im Bewusstsein auftauchende grelle Reklame der artifiziellen Casinostadt in der Wüste und den semipornographischen Scharz-Weiß-Bildern, die die Veröffentlichungen des Einfrauprojekts zieren. Mit ihrer bewussten Lo-Fi-Ästhetik der am Kopierer zusammengesetzten fragmentierten Aufnahmen des (oft nackten) weiblichen Körpers erinnert sie an die Anfänge des Industrials. Sie geht – dem Genre entsprechend – sehr offensiv mit ihrer Motivation um: „replication and reproduction of the body through sound, desire, rage, anxiety, etc.“, heißt es auf ihrem Instgramaccount.

„Cataclysm“ besitzt eine Andeutung von Rhythmus, fiese Störgeräusche fräsen sich in die Gehörgänge, eine verfremdete Stimme ist zu hören, bevor gegen Ende der Track in Gebrutzel endet. Das von Sprachsamples eingeleitete “She Went Mad” besteht aus Pulsieren, Worte („nightmares“, „septic“, „defined by nightmares“) lassen sich erahnen, es gibt immer wieder rabiate Eruptionen. Auf „Mine“ tauchen (im Rahmen dieser Veröffentlichung) konventionelle Beats auf, was nicht heißen soll, dass man mit diesem Track eine Tanzfläche füllen könnte. In einer Rezension des “Sex Worker II”-Tapes wurde auf diesen Seiten als Referenz der frühe MB mit seinen “low key depression pieces” (Willim Bennett) genannt. “Between My Teeth” hat durchaus aggressiv-konfrontative Momente, aber letztlich ist die hier erzeugte Stimmung auch wieder eine der Desolation, der Entfremdung: “I No Longer Belong”, heißt ein Track (und man möchte fast fragen: Wer hat das jemals getan?). Man wird in Passagen auch an Brighter Death Now erinnert (Roger Karmaniks Arbeiten changieren auch immer wieder zwischen Depression und Aggression) oder Atrax Morgue (Kärkkäinen nennt Marco Corbelli als „großen Einfluss“). “Between My Teeth” ist grau-dystopische Musik, ist eine Beschwörung einer terra damnata. (JM)

Label: The Helen Scarsdale Agency