V.A. : Elf Dance

Über Mkl Drekka Anderson hieß es kürzlich auf diesen Seiten bzgl. seines enorm vielseitigen Outputs, er mache Musik, „die von an Cure und New Order erinnernden Wavepop bis zu ritueller Dronemusik, Field Recordings und krachigen Erzeugnissen reicht.“

Er hat kürzlich eine Reihe älterer, frühester Arbeiten digital verfügbar gemacht, die entstanden, bevor er sein Hauptprojekt Drekka begann. Oftmals sind Früh(est)werke gekennzeichnet durch ein Experimentieren, Herantasten, durchaus auch von einem gewissen Dilletantismus, dabei muss das nichts Negatives sein: In den Linernotes zur Wiederveröffentlichung von Controlled Bleedings „Curd“-Album schrieb Paul Lemos zwar über die technischen Limitierungen dieser Aufnahmen, aber gleichzeitig betonte er die ungeheure „kreative Spontaneität“, die die Band damals ausgezeichnet habe. Die angesprochene Sponaneität lässt sich sicher auch den unter dem Titel „Elf Dance“ zusammengefassten Aufnahmen attestieren.

Drekka selbst situiert die hier vertretenen Projekte in einer „Intense industrial / experimental / goth period“ und “interesting to those with an ear for early 90′s lo-fi 4AD inspired ad hoc experiments”. Das ist sicher nicht die falscheste Beschreibung. Das Bandcamp-Labellogo spielt plagiierend auf The Cures „Concert“-Album an.

Die Zusammenstellung beginnt mit fünf Stücken von Solas, einem Duo: „Among the Fools“ erinnert mit der Akustikgitarre, dem entrückten, sphärischen Gesang, dezenter, einfacher Perkussion und geisterhafter Flöte an eine Neofolkband mit Lisa Gerrard als Frontfrau. Das kurze „The Teddy Song“, mit unheimlichen, sich überlagernden (Kinder-)Stimmen greift den englischen Kinderreim „Farmer By The Dell“ auf (dem Current 93 auf „The Noddy“ die  Ehre erwiesen oder der als signature tune von Omar in „The Wire“ gepfiffen wird). Das Stück könnte auch auf dem Soundtrack für einen Film aus dem „Conjuring“-Universum zu finden sein. Das kurze „Interlude“ ist durchzogen von fragmentierten Stimmen und Knistern. Bei „Swalloing Time / For All Time“ hört man Vogelzwitschern, Drones, E-Gitarre und muss kurzzeitig an Fovea Hex denken. „Ivy Song“ kombiniert Dissonanzen mit sakralem Gesang. Bei diesen Aufnahmen kommen Labels wie 4AD oder Project in den Sinn, von der Stimmung haftet einigen der Stücke auch durchaus etwas Unheimliches, Außerweltliches an. Das Projekt Seven Year Locust knüpft daran an: Auf „The Buried Bells“ erklingen ein paar Pianotöne und der Gesang lässt an das denken, was früher einmal „Heavenly Voices“ genannt wurde. Ringworm Sideshow sind dagegen (noch) experimenteller: „AM 2000“, auf dem laut Linernotes ein Mittelwellenradio als Instrument diente, präsentiert Statik und Stimmen als Radioübertragung nach der Apokalypse. Von dem Projekt 144000 sind zwei Stücke zu finden: Das Donovancover „Lord Of The Reedy River“ mit verrauschten Stimmfragmenten und einer im Äther ertönenden pastoralen Flöte. „You Are Depraved, Hold Me Down“ hat einen gewissen rituellen Charakter und lässt irgendwie an Current 93 zu Zeiten von „Imperium“ denken.

Wer sich mit dieser durchaus fruchtbaren und spannden Periode von Drekka noch weiter beschäftigen möchte: Eine weitere Zusammenstellung namens „Vegvísir“ ist gerade erschienen. (MG)

Label: Bluesanct