JANA IRMERT: The Soft Bit

Auf ihrem aktuellen Longplayer, der an die letztjährige EP “Everything Minus All” anknüpft und deren einzigen Track nochmal enthält, widmet sich die Klangkünstlerin Jana Irmert ganz den verwendeten Klängen und ihrer akustischen Materialität. Metall, Sand, Luft, Wasser – zum Klingen gebracht durch verschiedene Bewegungen und Berührungen und stets weitgehend in ihrer Ursprünglichkeit belassen – sowie Synthesizer und Stimmsamples kommen zum Einsatz, und imemr wieder geht es darum, diesen Klängen auch ihre versteckten Kehrseiten zu entlocken – in den Liner Notes erwähnt sie ihre Absicht, Metall, das man in der Klangkunst eher mit harten, kalten und oft perkussiven Sounds assoziiert, warm und sanft klingen zu lassen, und Wasser und  Luft als zum Teil perkussive Lärmquellen zu nutzen.

Mit diesen Informationen im Hinterkopf erwartet man auf “The Soft Bit” natürlich so manche Fata Morgana und kann sich ganz auf die geheimnisvolle Unsicherheit einlassen. Das Album beginnt wie eine Fahrt durch dunkle Nacht, bei der rhythmisiertes Kratzen und Schaben und die Wellen eisiger Brandung den Ton angeben. Irgendwann wird deutlich, dass der Schauplatz auf einer warmen Drone-Landschaft gebaut ist, die eine angenehmen, smoothe Geborgenheit suggeriert – auch dann, wenn etwas von Klang mollastiger Klaviertupfer kristalline Fragezeichen in die Luft malt.

Sucht man auf “The Soft Bit” einen roten Faden oder thematische Schwerpunkte, so findet man diese vielleicht in einer verspielten Unvorhersehbarkeit, die spannende (“Against Light”), melancholische (“Without Thought”, dessen Sounds teilweise an “asiatische” Musikarten erinnern) und drmatisch-aufwühlende (“On Air”) Momente problemlos in einen Rahmen zu fassen vermag. Man könnte jeden der sieben Tracks hervorheben, die sich alle an verschiedenen Punkten einer Skala zwischen subtil und demonstrativ einordnen ließen, doch mein persönlicher Favorit ist das Titelstück, das die Illusion tropischer Tierstimmen im winddurchwehten Blätterdach mit (fiktiven) Handdrums und dichten Dröhnschichten kombiniert und so ein trotz seiner knapp sieben Minuten episches hörspielartiges Erlebnis gewährt.

Trotz seiner klanglichen Vielfalt ist “The Soft Bit” tatsächlich primär wegen seiner sanften, freundlichen Seiten ein so charismatisches Album geworden und somit auch passend benannt. Großartig! (U.S.)

Label: Fabrique Records