RISARIPA: Wieder

Hinter dem Namen Risaripa verbirgt sich Risa Egawa, die Drummerin und gelegentliche Shouterin der derzeit inaktiven Band Gallhammer. Seit einigen Jahren scheint ihr Interesse allerdings weniger dem von Crustcore beeinflussten Doom- und Black Metal ihres – in fast jeder Besprechung wird hervorgehoben, als ob dies immer noch ein Tabubruch wäre: rein weiblichen – Trios zu gelten, sondern der Improvisation mit modularen Synthies und gesampleten Sounds. Dass dieser neue Weg kein Strohfeuer ist, zeigt sich durch eine ganze Zahl an zum Teil digitalen Releases, auf denen sich eine dem Industrial in all seinen Facetten ähnliche Musik findet, die durch elaboriertes Sounddesign und eine vermutlich der Improvisation geschuldete Wandlungsfähigkeit besticht.

Auf dem Label der Tokyoter Konzertlocation Ochiai Soup erschien vor einiger Zeit eine EP mit vier Tracks, die auch ein Interesse an der deutschen Sprache bezeugt, wobei die Vocals nicht so verständlich sind, dass man zum Hintergrund der Tracktitel “Die Seele”, “Öffnen”, “Unterirdisch” und “Der Punkt” genaueres sagen könnte. Wozu sich dagegen umso mehr sagen lässt, ist die gekonnte Verknüpfung der unterschiedlichsten Soundkomponenten. Schrille Synthies in rhythmischen Intervallen, die irgendwann in das Pochen eines modularen Herzens übergehen, dazu Rauschen und Brummen und irgendwann der Einbruch einer lauten Soundlawine inklusive monströser Shouts. Dann spielereische Sounds wie aus einem launigen alten Videospiel als Auftakt zu Geknüppel nach Art des Rhythm’n'Noise, und ob das Keifen zwischen dem Gitter der Takte die Komik des Ganzen auflöst oder weitertreibt, bleibt jedem selbst überlassen. Später melodische Synthieparts, zerhackt vom Eispickel der Drummachine, abgelöst von urzeitlichem Froschquaken. Zum Schluss offenbart sich gar eine rockige Seite und lässt das ganze wie ein Wiederhall alter Ministry enden.

In ihrer Zusammenführung technophiler Synthiearbeit, einem gut ausbalancierten Verhältnis von Minimalismus und Aggression und gelegentlichen Ausflügen auf rhythmischen Schotterwegen erinnert Risaripas Musik hier bisweilen an das, was einmal mit dem meist augenwzinkernd gemeinten Begriff Angstpop bezeichnet wurde und geht doch darüber hinaus. Dies dankt sich neben dem schrägen Humor vor allem der wechselhaften Verweigerung allzu fester Strukturen, denn auf “Wieder” haben alle vier Tracks mehrere Gesichter, die sich nach und nach offenbaren und weder längere Repetition, noch zirkuläre Strukturen zulassen.

Label: Ochiai Soup