FUTEISHA: Attorno a me le Ombre

Futeisha, das in den letzten Jahren wenig aktive Projekt des früheren La Piramide di Sangue-Gitarristen Juan Scassa, verewigt auf dem vorliegenden Tape seine zweite Konzertaufnahme, diesmal mitgeschnitten bei der bislang letzten Show 2016, bei der die Band als Trio auftrat. Wie gewohnt gibt es eine abenteuerliche Fahrt über Stock und Stein durch das nächtliche Land eines kollagenhaften, mediterran angehauchten Dark Folk.

Was sich als rau, abgeklärt und paradoxerweise trotzdem nah am – hoffentlich inszenierten – Wahnsinn entpuppen wird, beginnt als von noisigem Feedback umhüllte Urschreitherapie, bei der man den nietzscheanischen Albtraum “Enfer amusical” vom “Alegrias y Duelos di mi Alma“-Album zunächst kaum wiedererkennt. Alle drei Alben Futeishas werden im Verlauf des Konzertes gewürdigt, doch weiter geht es zunächst mit “Notturno” vom gleichnamigen Tape, bei dem ein strömendes – diatonisches – Akkordeon auf Bauchtanzrhythmen und anmutige Zupfgitarren trifft. Fast ein Idyll, trotz all dem verwegenen Nihilismus, der hier unausgesprochen durch die Luft schwirrt und geisterhafte Fratzen schneidet.

Schöne folkige Momente gibt es immer wieder: im Rondell “Dannato” vom ebenso betitelten Debüt, das in die letzten Minuten eines Showdowns passen würde, oder auch bei einer neuen Version des anrührenden Akkordeonstücks “Curento 93″. “El Camino de los Sueños” knüpft für Augenblicke an die besinnliche Stimmung an und klingt zunächst wie eine bedächtige Prozession, doch gehetztes Klappern und ein fast beängstigend ekstatisches Jaulen, Hecheln und Brabbeln demonstrieren, um welche Art Träume es sich handelt und führen so in eine ganz andere Richtung. Der aufgescheuchte Wahn bleib letztlich bei “Absolute Evil” und dem reißerischen “Nel Roseto” bestehen. Das Resultat ist ein seltsam verklärter Rattlesnake-Punk.

Das apokalyptische “Temujin” liefert den eigentlichen epischen Abspann, doch wie um zu signalisieren, das längst nicht alles gesagt ist, dringt noch ein Hidden Track aus den Lautsprechern und verabschiedet die hoffentlich begeisterten Zuschauer und Zuhörer mit spanischen Gitarren und leidenschaftlichem Klappern auf etwas, dass die nicht vorhandenen Kastagnetten würdig vertritt. Tolles Tape, so mein kurzes Fazit, das ich vor allem überzeugten Sound Fetischisten empfehle, weil ich die so gerne ärgere. (U.S.)

Label: Chiærichetti Æditore Ræcordings