AKOUSTIK TIMBRE FREKUENCY: Metamorphosis

Es ist als würde jemand eine Tür öffnen. Verschiedene Geräusche dringen aus den Tiefen eines weiträumigen Gebäudes hervor: leises, perkussives Hämmern, vielleicht Schritte. Noch leiseres und doch allgegenwärtiges Knistern. Stimmen, die hechlen, murmeln. Sind dies anwesende Personen oder ist es doch eher ein Medium, das irgendwo einsam und vergessen vor sich hinläuft? Schon in den ersten Minuten von “Metamorphosis”, dem nach drei Jahren ersten Album der englischen Akoustik Timbre Frekuency, klingt nichts wie dem Zufall überlassen, und doch sollte man sich mit einem abfinden, nämlich dem Fehlen von Gewissheit, was den Ort des musikalischen Geschehens und seiner Inhalte betrifft, auch wenn die an- und abschwellende Dröhnung noch so sanft und beruhigend den Raum ausfüllt. Man sollte diese Unsicherheit feiern, wenn man sich auf das Album einlässt.

Was sich hier über den Zeitraum einer knappen Stunde hin vollzieht, ist eine rituelle Feier des Gestaltwandels, und auch wenn Akousik Timbre Frekuency diesen ausdrücklich auf den über die Jahre stattgefundenen Wandel der eigenen sonoren Techniken münzen, mag man bei dem sich über mehrere Schritte verändernden Track an Wandlungsprozesse unterschiedlicher Art denken. Schwer lokalisierbare Stimmen bringen Hektik in die Szenerie, kupfernes Hämmern pflichtet dem bei, doch es erzeugt auch ein starkes Kolorit oder vornehmer ausgedrückt, ein rituelles Ambiente. Undefinierbare Sounds, die weder aquatisch noch das Lodern von Flammen sind, aber irgenwie an beides erinnern, halten die Klangwelt weiterhin in der Schwebe.

Es ist interessant zu beobachten, wie sich das auf zahlreichen verfremdeten Sounds basierende Szenaio mit der Zeit subtil verändert, v.a. der Unaufmerksame könnte sich irgendwann überraschend an einem ganz anderen Ort wiederfinden und wundert sich dann vielleicht, dass hölzerne Perkussion und ein konstantes Schleifgeräusch mittlerweile eine viel deutlichere Kohärenz erzeugt haben. Da die Soundreise ausgesprochen spannend ist, sollte man die einzelnen, meist nur diffus voneinander getrennten Abschnitte nicht allzu sehr spoilern, in denen oft eine bestimmte (bimmelnde, schleifende, hauchende, ratternde, rasselnde, flötende, summende, fauchende, rezitierende…) Klangquelle im Zentrum steht.

Nur eines kann man von all den mal zur Konzentration weniger Sounds, mal zu winddurchwehter Opulenz neigenden Abschnitten sagen, nämlich dass sie nie auch nur in die Nähe von so etwas wie Entspannungsmusik kommen. Ein Album, um das Projekt kennenzulernen, ist “Metamorphosis” jedoch allemal. (U.S.)

Label: Sombre Soniks