RENDEECE: Endgame

Rendeece ist ein griechischer Soundartist aus der Region Epirus, der schon einige Arbeiten vorzuweisen hat und in seinem Land entsprechend von sich reden macht. Hierzulande ist bislang wenig von ihm bekannt, und dass uns sein aktuelles Album “Endgame” erreichte, hat damit zu tun, dass regelmäßige Gäste unserer Seiten – die zur Hälfte in Giechenland beheimateten Temple Music – darauf mit einem Remix vertreten sind. Der Künstler stand bereits mit Alan Trenchs zweitem Bandprojekt Black Lesbian Fishermen zusammen auf der Bühne und scheint mit der Szene um das umtriebige Zentrum Underflow in Athen bestens verbandelt.

“Endgame” enthält eine Reihe leicht hörspielhafter Klanglandschaften, für die so gegensätzlich wirkende Begriffe wie akstrakt und konkret gleichermaßen relevant sind. Konkret, denn der Künstler verwendet neben Klangquellen, die wie Synthies, Orgel und andere Instrumente klingen, in seinen Kompositionen eine ganze Reihe an wiedererkennbaren Sounds aus Natur – Wasser, Vogelstimmen etc. – und Kultur. Abstrakt trotz alledem, denn die Szenerie und ihre Stimmung bleibt trotzdem oft vage, was allem voran ihrer Vielgestaltigkeit zu verdanken ist. Schon im Opener “Ten Feet by Ten Feet by Ten Feet” ist diese emotionale Mixtur mit Händen greifbar, wenn die sanften Klänge der Natur immer mehr einer dichten Dröhung einverleibt werden. Die hallunterlegte, wellenförmigen Drones klingen erdend und offenbaren doch eine nur schwer greifbare Ergiffenheit, die aber durch viele kleine Details eher rauer Natur vor jedem Kitsch gewahrt bleibt.

Einiges – die Dröhnung, gelegentliches hölzernes Pochen – weckt Asoziationen zu einer rituell ausgerichteten Weltmusik, auf die aber nie vollends Verlass ist, zum einen wegen der stets im Wandel begriffenen Struktur, zum andern, weil jedes noch so schöne Tableau schnell in mechanisches Rattern, aufwühlende Detonationen oder aggressiven Feedbacklärm kippen kann, in den wie in “Haven’t I Made you Suffer Too Much” zumindest die Illusion von Schreien gemischt ist. Die exzentrisch anmutenden Titel tragen ihren Teil zum Ungreifbaren bei, denn sie wirken wie Exzerpte einer bewusst geheim gehaltenen Geschichte.

Das Motorenrattern und die desolaten Takte, die in “If I Could Sleep My Eyes Would See” eine gewisse Nervosität transportieren, erfahren im viertelstündigen Temple Music Remix eine noch weltentrücktere Inkarnation und geben dem Album einen besonders hypnotischen Abschluss. Post scriptum: In der Zwischenzeit hat sich Rendeece revanchiert und den jüngsten Longplayer von Temple Music einem kompletten Remix unterzogen. (U.S.)