ANGEL-HO: Death Becomes Her

Wenn Angel-Ho im Titel des vorliegenden Albums vom Tod spricht, der ihr “gut stehe”, dann ist mit “ihr” nach eigener Angabe wohl das alte Selbst gemeint, das einer neuen Identität geopfert werden muss, bei der es keine klaren geschlechtlichen oder auch nationalen Grenzen mehr gibt. “Death Becomes Her” scheint in diesem Sinne Ritual und Protokoll einer Transformation zu sein, denn in dem verqueren Popalbum, dessen Songs von Takt zu Takt, Sound zu Sound, Dissonanz zu Dissonanz springen, steht kein Stein auf dem anderen, alles ist im permantenten Zustand des Wandels begriffen.

Zusammen mit einer Vielzahl weiterer MCs und Gastmusiker hat die südafrikanische Vokalistin und Musikerin ein schwer greifbares und doch mitreißendes Werk auf die Beine gestellt. Der initiale Rhythmus, der noch eher an MG-Salven erinnert, ist nur der Beginn ungezählter Takt- und Tempowechsel, bei denen stampfende, vertrakte und verwehte Abschnitte unberechenbar ineinander übergehen und sich immer wieder überlagern – ein ofmals rasselnder Sound entsteht, der durch die vielen durch den Raum fliegenden Details noch verstärkt wird. Auch der Gesang, der in regelmäßigen Abschnitten provokante Reime hervorbringt und zwischen Singen, Stöhnen und Sprechen changiert, verliert sich gerne im diffusen Rauschen. Kontraste unterschiedlicher Stimmlagen unterstreichen den Eindruck von Mehrstimmigkeit, die in der Illusion traditioneller Chorpassagen ihren Höhepunkt hat.

Weder Fleisch noch Fisch – das ist hier eine durchaus begrüßenswerte Qualität, auch beim meist luftigen Sound, denn der ist für alles Raue zu griffig, verhindert jede Glattheit durch kleinteilige Fülle. (J.G.)

Label: Hyperdub