BEAR BONES, LAY LOW: Live in Povera

Im Herbst 2021 hatte der Brüsseler Vielveröffentlicher und Soundschamane Ernesto González einen Auftritt seines Hauptprojektes Bear Bones, Lay Low in Turin. Der Musiker Lapo Sorride, der wahrscheinlich in die Veranstaltung involviert war, fertigte einen mehr als soliden Mitschnitt des rasanten, knapp halbstündigen Auftritts an, der bereits vor einem Jahr auf CD erschienen ist.

Wahrscheinlich ist es eine Mischung aus Synthies und über Tapeloops abgespielte Stimmen und Rasseln, was da gleich zu Beginn für aufpeitschende Ekstatik sorgt – jedenfalls hat González einiges im Gepäck, denn bei der von repetitiven Rhythmen angetriebenen Jagd durch holpriges Gelände springen hinter jedem Baumstumpf, hinter jedem halbverfallenen Mauerwerk und jedem rostigen Schrottteil andere Teufel aus ihren Kisten.

Diese können sich ihrer dämonischen Natur entsprechend ausnehmend smooth geben wie die anheimelnden Bläserparts, die die blecherne Derbheit allerdings nicht im geringsten bändigen. Manchmal ist es eher sumpfiges Brodeln und Blubbern, dann wieder heftige, explosionsartige Schläge, doch der hypnotische Uptempotakt lässt sich nicht aus der Rolle bringen, auch nicht, wenn vorübergehend etwas “Stille” einkehrt und alle Hintergrundsounds für Momente pausieren. Irgendwann verändert sich auch der Takt leicht, bestimmte Anschläge werden besonders forciert oder kulminieren in einem demonstrativen Beckentusch.

Man mag einräumen, dass weniger als eine halbe Stunde der Kannibalenfilmstimmung kaum gerecht wird, doch das wäre angesichts der treibenden Dynamik des Tracks schlicht falsch. Wer noch eine der Hardcopies ergattern will, sollte bald zugreifen. (U.S.)

Label: Chiærichetti Æditore Ræcordings