SEYMOUR GLASS: The Grudgery Of Drucks

Seymour Glass hat von der zweiten Hälfte der 80er bis 2004 im Bananafish Magazine verschiedensten Formen randständiger Musik eine Heimat gegeben und hat damit einen kaum zu überschätzenden Einfluss auf die amerikanische Noise- und Experimentalmusikszene gehabt. Mit seinem (Künstler-)Namen und dem der Publikation verwies er auf den großen, inzwischen verstorbenen, Eremiten und Exzentriker der amerikanischen Literatur, J.D. Salinger, dessen sehr schmales Oeuvre eine Kurzgeschichte namens „A Perfect Day for Bananafish“ enthält, die auch Inspiration für The Cures „Bananafishbones“ war. Das Magazin war (immer auch) geprägt von einem Sinn für das Skurrile, für ein Changieren zwischen Ernstem und Absurden.

Das nun auf No Rent Records erschienene Tape wird auf der Bandcampseite des Labels beschrieben als „Ecstatic turntable repetition and cassette manipulation in haunted, hypnotized unity. A sleepwalker in motion, sound moves unconsciously.“ Das verwendete Klangmaterial waren „Voices from religious sermons, self-help and philosophy tapes blend with junk pop culture, manipulated field recordings and internet bullshit (the new AM radio)“. Dieser Hinweis endet mit dem sicher nicht ganz falschen Ausruf „Fucking experimental!“

Das Tape besteht aus zwei je etwa 18-minütigen Stücken: Auf Seite A hört man „Business North“: Es gibt zerhäckselte Stimmen, Schreien, Metallschläge, Stimmengewirr, Musikloops und immer wieder Stimmsamples:  „This is some party, it’s very classy,  „the boss is the king“, „Your life isn’t really making any difference,  „you’re in for some misery.” „Terms and restrictions apply“ auf der B-Seite führt diese Herangehensweise fort: „It was an amazing day”, man hört Knistern, kurze Noisepassagen, dann wieder zahlreiche Sprachsamples:  Die Sätze „Let’s me be blunt. The needle will stay in your arm“ werden da zusammengeschnitten mit der Äußerung „and he gave it a vicious flip.” Man konstatiert: „here seem to be so many control freaks“ und (als letztlich immer und immer wieder gültige Aussage) „people are intrinsically violent“.

Das ist fortwährend eine Kontrastierung von scheinbar Disparatem, einer (Alp-)Traumlogik der Logorrhoe folgend. (MG)

Label: No Rent Records