TIMBER RATTLE: The Den

Bereits im Winter vor anderthalb Jahren igelten sich die mysteriösen Timber Rattle um Adam Parks a.k.a. Lightning White Bison in Hillsville am Fuße der Blue Ridge Mountains in Virginia ein, um in einem vermutlich DIY eingerichteten Studio ein Album einzuspielen, das feierlicher dröhnt und ergriffener tönt als vielleicht alle seine Vorgänger. Sein Titel “The Den” scheint gut gewählt, denn um es zu erkunden, taucht man tatsächlich wie in eine tief dunkle, aber keineswegs leere Höhle ein.

Ein andächtiges, beinahe liturgisch anmutendes Dröhnen, das von einem Harmonium stammen könnte, leitet das eröffnete “Symmetry” ein. Zusammen mit gemächlich gegriffenen Gitarrensaiten entsteht eine starke Erdung, doch es ist eine Erde, die klamm wie von Tränen, Tränen der Ergriffenheit, durchfeuchtet scheint. Unvermittelt startet mehrstimmiger Gesang und stimmt das tiefe Paradox einer abgeklärten Klage an. Ich kann wenig zu dem Text sagen, der schwer zu verstehen ist, doch die Atmosphäre lässt Vorstellungen irgendeiner halb vergessenen spirituellen Tradition aus einem fernen Bergland entstehen, bevor der Track gegen Ende noch etwas schwebendes bekommt und mit bimmelnden Glöckchen ausklingt.

Eine Idee unruhiger scheinen die beiden anderen Stücke. Zu einem spannungsvollen, rückwärts gespielten Loop und einer ziehenden Dröhnung klappert das vibrierende Instrumentalstück “Pouson Felts” geheimnisvoll, schnell stellt es sich als lieblicher heraus, doch vielleicht ist dies auch nur der Gewöhnungseffekt, und wie dem sei, irgendwann findet man sich vollkommen hypnotisiert wieder. Quasi a capella mit einem verzerrt tremolierenden Chorgesang startet “Mystic Stole” wie ein seltsamer Choral. Darunter dröhnt es und Saiten klingeln in Zeitlupe, bis irgendwann ein umarmend warmer Gesang die Platte zu einem persönlichen Abschluss bringt.

Ich erinnere mich noch an einen seltsamen “Hipster”, der vor Jahren einmal in seinem Dunstkreis das Gerücht verbreitete, Wovenhand betrieben in ihrer Heimat unweit der Rocky Mountains eine eigene Sekte, was natürlich Unfug war und ist, gespeist vermutlich aus der andächtig-ergriffenen Atmosphäre ihre Musik und den zum Teil biblisch inspirierten Texten. Vielleicht hätte er zu Timber Rattle etwas ähnliches gesagt, denn das feierlich-anrührende Vibrieren ihre Musik, die ihre volle Wirkung in den abendlichen Dämmerstunden zu entfalten weiß, zieht einen in ihren Bann auf eine Weise, die für weniger vorbereitete Gemüter beeindruckend und irritierend zugleich sein muss. (U. S.)