Die libanesische Band Sanam kündigt für den 19. September ihr zweites Album mit dem Titel “Sametou Sawtan” an, das bei Constellation erscheinen wird. Der Albumtitel bedeutet „Ich hörte eine Stimme“ – eine Formulierung, die offenlässt, ob man es mit etwas Unheimlichem oder Erleuchtendem zu tun hat. Diese Spannung durchzieht laut abel auch das neue Werk der sechsköpfigen Combo aus Beirut, das sich mit Fragen von Distanz, Verlust und Erinnerung auseinandersetzt. In einer Zeit zunehmender Migration aus dem Libanon verarbeitet die Band ein Lebensgefühl, das zugleich von Verankerung und Entfremdung geprägt ist.
Wie Sängerin Sandy Chamoun sagt: “Das Album ist nicht buchstäblich davon inspiriert, dass alle gehen – aber von der Vorstellung, dass etwas dich verlässt”. Nach ihrem vielbeachteten Debüt “Aykathani Malakon” (2023) zeigt sich Sanam auf “Sametou Sawtan” noch konsequenter in ihrer stilistischen Hybridität. Elemente aus Psychedelic, Krautrock, freier Improvisation, Jazz, arabischer Dichtung und elektronischer Musik werden mit traditionellen Liedformen aus Ägypten und dem weiteren Nahen Osten verflochten zu einer Musik, die gleichsam geschichtsbewusst und gegenwärtig wirkt. Die Aufnahmen entstanden zwischen Paris und dem libanenischen Byblos, produziert von Radwan Ghazi Moumneh.
Mit der Vorabsingle “Harik” gibt die Band nun einen ersten Einblick. Das Stück basiert auf einem Text Chamouns und bildet den Ausgangspunkt für das Album. Der Song beginnt mit eruptiven Drums, verzerrter Elektronik und einer Stimme, die atemlos durch das Klangbild schneidet und abwechselnd dazu einen geerdeten, kraftvollen Gesang fast liturgisch anmutender Prägung beisteurt. Chamoun, die solo bereits ein Noisealbum veröffentlicht und im vergangenen Jahr eine opulente Trio-Veröffentlichung mit dem weiteren Sanam-Mitglied Anthony Sahyoun sowie Jad Atoui produziert hat, beschreibt den Text als ein Feuer, das ohne Treibstoff brennt – eine Empfindung, die sich durch viele Stücke des Albums zieht, auch wenn sie nie eindeutig negativ konnotiert ist. “Es ist eine Falle, aber sie kann auch magisch sein”, sagt Chamoun. Diese doppelbödige Intensität steht laut Constellation exemplarisch für den Gesamtcharakter von “Sametou Sawtan” Thematisch greift das Album auf Texte aus verschiedenen historischen und kulturellen Kontexten zurück: So findet sich auf dem Album ein Gedicht des libanesischen Autors Paul Shaoul, während andere Texte auf den persischen Mathematiker und Dichter Omar Khayyam zurückgehen. Chamoun betont den gegenwärtigen Bezug solcher Quellen: “Wenn man Omar liest, fühlt man eine Verbindung zum Jetzt. Das Gefühl, dass es keinen klaren Weg gibt”. Eigene Texte bilden eine weitere Säule des Albums. Vorgestellt werden soll das Album bei einer ausgedehnten Konzerttour im Juni und Juli durch Kanada und insgesamt sieben europäische Länder mit Stationen u.a. beim Roskilde Festival, Musica Mondo, Rudolstadt, Everyseeker oder Suoni Per Il Popolo. Zwei besondere Konzerte finden zudem im Hotel2Tango-Studio in Montréal statt, dem Sitz ihres neuen Labels.
Konzertdaten:
14.06 Halifax (CA) Everyseeker
18.06 Calgary (CA) Sled Island
21.06 Montréal (CA) Suoni Per Il Popolo
23.06 Montréal (CA) Hotel2Tango
24.06 Montréal (CA) Hotel2Tango
27.06 Amersfoort (NL) Musica Mundo Festival
28.06 Roveredo (CH) Grin Festival
30.06 Ljubliana (SL) Channel Zero
01.07 Zagreb (HR) Mochvara
02.07 Hamburg (DE) MS Stubnitz
03.07 Roskilde (DK) Roskilde Festival
04.07 Rudolstadt (DE) Rudolstadt Festival
05.07 Rudolstadt (DE) Rudolstadt Festival
07.07 Prag (CZ) Vila Štvanice (via Heartnoize)
09.07 Biel (CH) Pod’Ring Festival
Bandportrait: Mohamad Abdouni