Mit “Spano II” setzen Stefano Fano, auch bekannt als Stefano Roman, und Paolo Spaccamonti ihre Zusammenarbeit fort, die sich schon auf dem Vorgänger als feinsinnige, aber zugleich kompromisslose Auseinandersetzung mit instrumentalem Hip-Hop und den Möglichkeiten elektronischer Texturen gezeigt hat. Auch diesmal steht nicht die klare Form im Vordergrund, sondern die Spannung zwischen Fragment und Fläche, zwischen rhythmischer Direktheit und flüchtigen Klangspuren, die sich einer eindeutigen Verortung entziehen.
Fano bringt seine langjährige Erfahrung als Produzent für die italienische Hip-Hop-Szene, über die der Rezensent zugegebenermaßen wenig weiß, ein, Spaccamonti dagegen ist als Gitarrist aus experimentellen Kontexten bekannt, etwa durch seine Arbeit mit Emidio Clementi oder Jochen Arbeit. Gemeinsam formen sie ein Projekt, bei dem zwei Signaturen eher aufeinander antworten als sich zu vermischen und das sich in keine stilistische Schublade zwängen lässt. Dabei wissen die beiden zugleich ganz klar, was sie tun: “Spano II” lebt von der Aufmerksamkeit für Details, sei es in den präzise gesetzten Hi-Hats, in rückwärts abgespielten Samples, flirrenden Hochtönern oder erschöpft gehauchtem Flüstern.
Im Opener dominieren Synthiesounds von der Rabiatheit einer rauen Wand, durchzogen von alarmierenden, sirenenartigen Akzenten und abgehackten Beats, zwischen denen sich aggressive Sprechgesänge und später auch Gitarrensoli einfügen. Später finden sich entspanntere Passagen, in denen sich verzückte, leicht wehmütige Melodiebögen entfalten, Klänge, die auch von Streichern stammen könnten, hier aber eindeutig synthetisch erzeugt sind. In solchen Momenten entsteht eine Form von tänzelnder Leichtigkeit, die sich beim genaueren Hinhören als durchaus spannungsgeladen erweist.
In einem späteren Track setzt sich ein monotones, fast handclapartiges Beatgerüst durch, über dem halbversteckte Rap-Stimmen agieren. Prägnant ist kurz darauf der Slogan “This is not the first time I came to the planet”, der unmissverständlich eine Art Selbstverortung markiert zwischen Rückschau und andeutungsreichem Identitätsstatement. Die einzelnen Stücke sind oft mehrschichtig aufgebaut: harmonische Synthieflächen treffen auf aufgewühlte Takte, darunter liegt oft ein hypnotisches Element. Vieles bleibt in der Schwebe, auch durch die Hallräume und durch das Spiel mit verschiedenen räumlichen Perspektiven im Mix.
Das abschließende Stück wirkt fast gelöst: ein luftig-leichter Takt und kreisende Synthies, die an die elektronische Avantgarde der 70er erinnern, kombiniert mit einer Struktur, die zugleich geordnet und offen bleibt. Trotz der scheinbaren Ruhe steckt auch hier viel im Detail, und das bisweilen düster-cinematische Album endet, ohne sich endgültig aufzulösen.
Label: Chiærichetti Æditore Ræcordings