THE GREAT PARK: Kitchen

Obwohl Stephen Burch und seine wechselnden Mitstreiter eine gut erkennbare musikalische Handschrift haben, ist The Great Park auch eine Band, die man sich über die Songtexte erschließen kann. Dass Burch dunkle, vom Fatum erzählende Geschichten in schöne Melodien packt, dass selbst die morbidesten Abgründe sich bei ihm gerne in anheimelden Szenarien ereignen, ist oft hervorgehoben worden, ebenso die biografische Färbung seiner meist in der Ich-Form verfassten Songs. Burch ist aber auch ein leidenschaftlicher Symbolist, und selten wurde sein Interesse an Orten, an Räumen und Straßen und allem, was man dort vorfindet deutlicher als auf den Album „Kitchen“, das neben der CDr-Version erstmals auch in Form von hundert Vinylscheiben vorliegt. Weiterlesen

V.A.: 50 (5CDr-Box)

Als Stephen Burch vor sieben Jahren das Label Woodland Recordings ins Leben rief, dachte er vermutlich nicht daran, dass es in seinem Leben zu einer ähnlich starken Konstante heranwachsen sollte wie sein Musikprojekt The Great Park. Doch seit seinem Spilt-Album mit The Diamond Family Archive sind nicht nur sieben Jahre ins Land gezogen, sondern ganze fünfzig weitere Veröffentlichungen, die Jahr für Jahr in limitierter Stückzahl und in liebevoller, handgemachter Aufmachung herausgekommen sind. Mal erschienen die Tonträger in schicken handgefalteten Papiertüten, mal in sorgsam dekorierten Boxes aus Tonpapier, die mit Mixed Media-Ideen zu kleinen Assemblagen umgestaltet wurden. Oft glich Weiterlesen

THE GREAT PARK: We Love To Get Lost And We Love To Get Found

Stephen Burchs Songtexte sind von brutaler Direktheit und zugleich voll feinsinniger Nuancen. Es gibt klare, sehr aussagekräftige Momente, die trotz des starken Symbolismus ein griffiges Thema umkreisen. Andere Stellen sind sehr dunkel, verweisen auf alles und nichts, offenbaren eine sehr persönliche Bildwelt. Von Abgründen und ihrer Anziehungskraft künden sie jedoch fast immer, und selbst in den euphorischen Momenten erscheint das Glück oft selbst wie ein Abgrund, dessen Sog man sich gerne aussetzt, wohl wissen um die Quittung, die einem das Leben ganz sicher vorlegen wird, und die meist im Verlust seiner selbst besteht. Weiterlesen

THE GREAT PARK: Simple Folk Recording

Mit seinen letzten Alben „Now Wash Your Hands“ und „Good and Gone“ hat sich Stephen Burch alias The Great Park zumindest in einer Hinsicht auf sein Frühwerk zurückbesonnen, denn nach einer Reihe klanglich reduzierter Aufnahmen ging er hier erstmals wieder mit einer mehrköpfigen Band ins Studio. Dass die mit Streichern, Bläsern und dezenten Rhythmen begleiteten Songs zu einer Zeit entstanden sind, als sein texterischer Ausdruck Weiterlesen

VINCENT VON FLIEGER: Day 1

Die Musik Vincent von Fliegers ist so eigenwillig wie sein einprägsamer Künstlername. Man sollte ihn allerdings nicht mit Bombast und großen Worten ankündigen, nicht nur, weil er das nicht nötig hätte, sondern weil die Songs, die der junge Nürnberger jüngst auf sein Debüt gepackt hat, weit entfernt sind von großen Gesten aller Art. Dennoch oder vielleicht gerade deshalb ist Markanz und Eindringlichkeit durchaus vorhanden. Weiterlesen

WOODPECKER WOOLIAMS: The Bird School Of Being Human

Als ich Gemma Williams alias Woodpecker Wooliams zum ersten Mal auf einer Bühne erleben durfte, ging mir das alles noch etwas zu sehr in Richtung einer jungen Kalifornierin, die vor ein paar Jahren mit Harfe, High Heels und Tremolo in aller Munde war. Allerdings war Gemmas britischer Akzent nicht der einzige Punkt, mit der sie ihrem modernistischen Spiel auf der Miniaturharfe und ihrem verschrobenen Gesang dann doch noch ein eigenes Terrain innerhalb experimenteller Folksparten sichern konnte. Weiterlesen

THE GREAT PARK: Good And Gone

Stephen Burchs Veröffentlichungen waren immer wieder Thema auf dieser Seite, was sicher auch damit zu tun hat, dass er extrem produktiv ist, dabei stehen Künstler mit einem hohen Output häufig unter Verdacht, unter Legitimationszwang, ganz so als beeinträchtige Quantität zwangsläufig immer die Qualität. Natürlich arbeitet Burch als Singer/Songwriter mit einem festen Bestand an Mitteln und ein The Great Park-Song ist unter tausenden anderer Folkstücke sofort herauszuhören – so prägnant ist die meistens weit nach vorne gemischte Stimme, die die Texte gleichermaßen rezitiert als auch singt. Weiterlesen

FEE REEGA: Savagery, Salvajada, Wildheit

Mit etwas Glück und der Gunst des Zufalls könnte es passieren, dass einem irgendwann in einer urigen Kaschemme ein etwas schräges, aber ungemein treffsicheres Tremolieren entgegen schallt. Ins Gespräch mit der Begleitung vertieft und mit dem Drink seiner Wahl in der Hand nimmt man das stimmungsvolle Spiel der stromlosen Gitarre zuerst nur als Hintergrundbeschallung wahr, und erst wenn die eigensinnige Frauenstimme, fragil und energisch zugleich, die Geschichte eines ungeduldigen Pyromanen anstimmt, der ein ganzes Stadtviertel abfackelt, lässt man sich dann doch etwas bereitwilliger ablenken. Weiterlesen

It’s Nice To Make Things. Ein Gespräch mit Liz Green

Wäre Liz Green ein halbes Jahrzehnt früher auf der medialen Bildfläche erschienen, dann wäre ihr Name sicher noch mehr durch aller Munde gegangen als es nun nach der Veröffentlichung ihres ersten Albums “O, Devotion!” der Fall ist. Damals nämlich hatten akustische Klänge folkloristischer Grundierung gerade Hochkonjunktur – vorzugsweise wenn sie über eine gewisse Schrägheit und ihre Erzeuger über einen deutlich erkennbaren Außenseitergestus verfügten. Von diesen Modephänomenen hätte sie nicht nur profitiert, sie hätte die ganze Bewegung auch bereichert. Zum einen, weil sie Engländerin ist, was in dem doch sehr amerikanisch geprägten Folk 2.0 selten war. Zum anderen aber auch, Weiterlesen

Sabotage Dressed Up As Song: Ein Interview mit Guy Dale von Mute Swimmer

Es gibt eine Menge Musik und Kunst, die man nur schwer greifen kann, aber das besondere an den Arbeiten Guy Dales ist, dass man sie gar nicht unbedingt greifen muss. Die Musik, die der Engländer mit seinem Akustikprojekt Mute Swimmer spielt, entfaltet eine sehr unmittelbare Wirkung, scheint fast physisch im Raum greifbar zu sein und ist in ihrem wesentlichen Kern doch schwer zu begreifen. Auch wenn die berührende Melodik, der intime Gesang und der fast poppige Appeal seiner Songs auf den ersten Eindruck mit der abstrakten Reflexivität seiner Texte im Kontrast steht, hat man stets das Gefühl, dass Musik und Worte Weiterlesen

LIZ GREEN: O, Devotion!

Im Zuge der vielen (mal mehr, mal weniger gelungenen) Wiederbelebungsversuche des Folk erschien eine beachtliche Reihe an Stilmischungen auf der Bildfläche, und die Überblendung englischer und angloamerikanischer Traditionen wurde um einige interessante Facetten bereichert. Je nach Ausrichtung lassen sich solche Hybride auch kaum vermeiden, wenn man bedenkt, wie eng beide Linien miteinander verknüpft sind. Dennoch bringt die junge Engländerin Liz Green, die in der britischen Musikpresse derzeit unzählige Lobeshymnen erfährt, eine markante neue Nuance ins Spiel, denn die Bandbreite ihrer Songs geht weit über den Einbezug von Blues und Apallachian Folk hinaus. Weiterlesen

THE GREAT PARK: Now Wash Your Hands

Als Stephen Burch letzten Winter ein Album mit Neufassungen seiner bislang besten Songs herausbrachte, hatte ich schon das Gefühl, dass bei The Great Park gerade ein bestimmter Abschnitt zu Ende ging. Was die Stücke auf „Winter“ vielleicht am meisten verband, war ihr auf’s Allerwesentliche reduzierter Charakter. Überwiegend Gitarre und Gesang, zurückgenommene Melodien, zwischendurch fast Momente der Stille. Dass die Stücke an wenigen vorweihnachtlichen Tagen aufgenommen wurden, hörte man, doch es tat ihnen keinen Abbruch. Das Rohe und Raue hatte seinen eigenen Stil und schien die Essenz der Musik zu offenbaren. Weiterlesen

V.A.: Home Taping Is Music, Vol. 2

Woodland Recordings existiert nun schon seit ein paar Jahren und hat eine durchaus respektable Entwicklung zu verbuchen. Seinem Low Budget- und DIY-Gestus treu geblieben, konnte sich das Label einen eigenen kleinen Platz in der Musikszene erobern, und damit ist vor allem die britische und die deutsche gemeint. Viele der auf dem Label vertretenen Künstler verbindet eine Tendenz zum Folk oder vielleicht allgemeiner gesprochen: zum Akustiksound. Weiterlesen

THE GREAT PARK: Winter

Stephen J. Burch alias THE GREAT PARK zählt zu den Unermüdlichen. Allerdings zeigt sich das nicht nur in seinem stetigen Drang, neue Songs zu schreiben, es betrifft auch den permanenten Häutungsprozess, dem er schon bestehende Aufnahmen unterzieht. Acht Longplayer mit seinem eingängigen, sehr englischen “Winter Death Folk” brachte er bereits heraus, auf dem gerade erschienenen Album, das dann auch gleich „Winter“ heißt, findet sich überwiegend älteres Material. Dieses unterscheidet sich jedoch recht stark von den früheren Versionen der Songs. Weiterlesen

THE GREAT PARK: If You Can Hold It You Can Throw It

Das Kontrastieren von schönen, mitunter gar idyllisch anmutenden Klängen mit bitteren oder zumindest doppelbödigen Lyrics ist seit jeher eines der beliebtesten Vexierspiele der Musik. Doch Vorsicht ist geboten, denn so etwas kann schnell bemüht wirken und nach hinten losgehen, und ehe sich der Künstler versieht, lautet das Urteil der feindseligen Schreiberzunft: „plakativ“. Wenn das Ganze sich jedoch nicht allzu demonstrativ durch ein ganzes Album zieht, sondern eher mit beiläufiger Selbstverständlichkeit vonstatten geht, kann so etwas nach wie vor seine Wirkung haben. Weiterlesen

THE GREAT PARK: The Cellar

Bereits vor einigen Wochen stellten wir den zwischen England, Irland und dem deutschsprachigen Raum pendelnden Sänger Stephen Burch und sein Folkprojekt THE GREAT PARK in einem Interview vor. Wie seine ausgiebigen Konzerttourneen sind auch seine Tonträger, die alle auf seinem eigenen Label Woodland Recordings erscheinen, von einem sympathischen Do it Yourself-Esprit durchzogen. So erschien sein aktuelles Album „Cellar“ auch wie die vorausgegangenen Arbeiten in einfacher aber stilvoll-handgemachter Verpackung und limitiert auf hundert Exemplare. Weiterlesen

THE GREAT PARK – Interview

Ins Meer gegossener Wein, ein brennendes Haus, ein kalt scheinender Mond an wenig beschaulichen Weihnachtsabenden – all dies und mehr begegnet einem in dem weitläufigen Mikrokosmos, nach dem der Engländer Stephen Burch sein Musikprojekt benannte hat: THE GREAT PARK. Das Urbild des großen Parks liegt, wie wir noch erfahren werden, in Windsor, England. Als fiktiver Ort findet sich der Park überall, wo Burch, der in Berlin lebende britische Sänger mit dem großen Interesse für Menschliches und Allzumenschliches, seine Gitarre auspackt und vor einer meist kleinen, aber begeisterten Gruppe an Zuhörern spielt. Weiterlesen