In den vergangenen Jahren haben wir wiederholt über Releases aus dem Hause Hubro Music berichtet, dem in Oslo beheimateten Label, das sich seit seiner Gründung vor knapp acht Jahren als erste Adresse für skandinavische, primär norwegische Musik im Spannungsfeld von Jazz, freier Improvisation und verschiedenen soundorientierten Wagnissen etabliert hat. Bemerkenswert ist, dass das von Andreas Meland kuratierte Unternehmen trotz einer soliden Bandbreite die Bezeichnung Label im Sinne von „Marke“ mit einigem Recht tragen kann, denn typische Stilmerkmale und nicht zuletzt das verspielte und zugleich unprätentiöse Design aus dem Studio Yokoland tragen ihren Teil bei zu einer spezifischen Identität aller Releases. In den Arbeiten von Künstlern wie Christian Wallumrød, Stein Urheim, Frode Haltli oder dem Kollektiv Skadedyr entfaltet sich stilistisch und atmosphärisch ein Spektrum, dass von experimentierfreudigem Jazz über zeitgenössische Kunstmusik bis hin zu Folk und eigenwillig interpretierter Kirchenmusik reicht. Interessant ist, dass diese Mixtur gar nicht so heterogen klingt, wie sie in der Beschreibung anmutet, denn Hubro hat ein Auge für Musiker, die Gernebegrenzungen allenfalls eine vage Bedeutung beimessen. Letztlich gibt es eine ganze Reihe an Elementen, die sich in fast allen Releases finden: Ein Sound, bei dem vieles überblendet wird und miteinander verschwimmt, ganz gleich, ob es sich dabei um das Intrumentarium eines großen Ensembles von Solisten handelt, oder aber um die vielfältigen Effekte, die aus der digitalen Bearbeitung oder der räumlichen Wirkung einer einzigen Klangquelle entstehen; ebenso der Verzicht auf jeden plakativen Bombast, der selbst in chaotischen Momenten die leisen und dezenten Töne hervorhebt; nicht zuletzt Strukturen, die sich immer wieder einer allzu griffigen Kalkulierbarkeit entziehen – um im nächsten Moment vielleicht ganz überraschend die Kompaktheit eines guten Songs anzunehmen. Auch im letzten Drittel des laufenden Jahres erschienen bei Hubro einige interessante Platten. Mit „Bloom“ brachte der Gitarrist Kim Myhr ein leicht psychedelisch angehauchtes Album heraus, das gekonnt zwischen abstrakter Dröhnung, zaghaften Folkanleihen und streckenweise aufwühlendem Lärm changiert undin aller Feinsinnigkeit doch eher die anspricht, die es gerne etwas spröder und sperriger mögen. Auch der bekannte Komponist und Pianist Christian Wallumrød setzt diesmal auf einen raueren Sound und eine Musik, die wesentlich unaufgeräumter daherkommt als seine letzte Arbeit mit dem Trondheim Jazz Orchestra. Mit einem diesmal personell stark abgespeckten Ensemble hat er v.a. ein eher minimales Werk mit zahlreichen Leerstellen geschaffen. Geir Sundstøl, der neben einigen Jazzgrößen wohl bereits mit a-ha gespielt hat, verarbeitet auf seinem zweiten Solowerk so unterschiedliches wie Giorgio Morodor und norwegische Traditionals auf verschiedenen Saiteninstrumenten. Durch kompositorische Sorgfalt und ein gutes Händchen für entspannt auf- und abebbende Sounds ist dennoch eine im weitesten Sinne „ambiente“ Musik dabei entstanden. In der Hinsicht steht ihm „Sound of Horse“ in nichts nach, das fünf von der norwegischen Band asamisimasa umgesetzte Kompositionen des Briten Laurence Crane enthält, der Hubro-Fans von der Interpretation Håkon Stenes her bekannt ist. Neben Klarinette, Streichern und weiteren akustischen Instrumenten sind es hier v.a. E-Gitarren, die zum sanft mäandernden Dröhnen gebracht werden. Einen besonderen Höhepunkt bildet das einizige Vokalstück „Events“, in dem eine Sopranistin recht anrührend ein paar banal wirkende Ereignisse vorträgt, die alle am 7. Februar 1997 stattfanden. Der unter dem Namen Super Heavy Metal firmierende Drummer Kim Åge Furuhaug stellt, wie der lakonische Titel „Music for Cymbals“ schon sagt, Becken in in den Fokus seiner repetitiven und meist hypnotisch-treibenden Musik, deren stärkste Passagen live eingespielt sind. Ob Becken wirklich, wie vom Label behauptet, die geheimnisvollsten und am wenigsten beachteten Instrumente unserer Zeit sind, sei dahingestellt. Furuhaug gibt ihrem luftigen Klang jedenfalls einen ganz eigenen Zauber.