Andrew Gilbert zeigt neue Arbeiten in Hamburg

Vom Union Jack zum Lebensmittel-Discounter, von der Unterwerfung der südafrikanischen Zulu über den Brexit bis zum verheerenden Brand der Grenfell Towers in London, der sich just dieses Wochenende zum dritten Mal jährt – der aus Schottland stammende Maler und Zeichner Andrew Gilbert zeigt sein Heimatland, das Vereinigte Königreich, einmal mehr als ein in verschiedenen Formen des kulturellen und ethischen Verfalls begriffenes Phänomen und bezieht sich im Titel seiner neuen Bilderserie “Britain – The Sick Man of Europe” auf das als “Kranken Mann am Bosporus” kolportierte Osmanische Reich in Zeiten seines Niedergangs. Am 13. Juni eröffnet die Galerie Kai Erdmann in Hamburg eine voraussichtlich zweiwöchige Ausstellung seiner neuesten Arbeiten, die einmal mehr aus dem Ideenfundus von Buchillustrationen der Kolonialzeit, Expressionismus und kritischem Realismus Inspiration ziehen. Die Austellung findet diesmal nicht in den Räumen der Galerie statt, sondern in einem Showroom des westlich der Außenalster gelegenen Rentzel Center. Lesern unserer Seite ist Gilbert von seiner Back to Back-Ausstellung mit David Tibet im Kreuzberger Nationalmuseum her bekannt, im Anschluss daran führten wir ein ausführliches Interview.“[Ausgehend] von der Kolonialzeit und der damit einhergehenden Expansion der europäischen Nationalstaaten, beschäftigen sich die Werke des Künstlers mit dem fortwährenden Streben der westlichen Welt nach immer mehr Macht und Wohlstand sowie mit den eurozentristischen Sicht- und Verhaltensweisen Europas. Seine Zeichnungen und Skulpturen zeigen auf, wie folgenschwer die Vergangenheit in die weltpolitische Ordnung des 21. Jahrhunderts und in das nationale und kulturelle Bewusstsein der heutigen Nationen hineinwirkt. Gilbert knüpft so zahlreiche Verbindungen zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart und hält unserer macht- und konsumorientierten Gesellschaft immer wieder den Spiegel vor.” (Hannah Eckstein)