Gut 21 Jahre nach der Erstveröffenlichung auf CD bei NDN Records bringt Martyn Bates sein Minialbum “Dance of Hours” digital neu heraus – Minialbum steht hier für eine knappe halbe Stunde Musik, die manch einer noch versuchen würde, als Longplayer durchgehen zu lassen. “Dance of Hours” war der dritte Teil einer primär auf Bates’ charismatischem Stimmeinsatz fokussierten und fast im Alleingang aufgenommenen Reihe, die 1982 mit “Letters Written” (Cherry Red) begann und 1995 mit “Mystery Seas” (Ambivalent Scale/World Serpent) fortgesetzt wurde.
Die acht Stücke, zu denen ein beinahe a capella intonierten Intro und ein Reprise zählen, basieren auf eigens eingespielten Piano-, Orgel- und Bassparts und dem Einsatz einer hawaiianischen Gitarre und offenbaren auch in ihren monumentaleren Momenten stets Spuren des Folk, Tony Dale zog in seiner Besprechung in Ptolomaic Terrascope Vergleiche zu überwiegend weiblichen Acts der vorausgegangenen Generation: Martin Carthy, June Tabor, Anne Briggs, Shirley Collins. Weitere Spuren hinterlassen seine langjährige Gefährtin Elisabeth S., die auf zwei Stücken zusätzliche Vocals beisteuert, sein Weggefährte aus Eyeless in Gaza-Zeiten Peter Becker, der im Studio zur Hand war, sowie James Joyce, aus dessen Lyrik zitiert wird. Ganz im Zentrum allerdings steht Bates’ aufwühlend deklamatorischer Gesang, der in diesen Songs wie so oft bereits nach wenigen Versen die volle Aufmerksamkeit der Hörer auf sich zieht. Das Album ist über Bandcamp erhältlich.