Im Frühjahr erscheint eine neue Reihe an Kompositionen des iranischen Komponisten Ehsan Saboohi. Der erste Teil trägt den Titel “Post-Orientalism No. 0″, sechs einzelne Tracks oder Sound Blocks davon sind bereits über Bandcamp erhältlich. Die Kompositionen haben einen gewissen Minimalismus gemein, der allerdings bei jedem der Stücke einen distinkten Charakter offenbart und von der Klangbeschaffenheit von dezenter Dröhnung über verspielten, rhythmischen Noise bis hin zu zitathaft eingebauter folkiger Strukturen ohne jede romantische Nostalgie rangiert. Saboohi beschreibt seinen von Denkern wie Edward Said inspirierten postorientalistischen Ansatz, dem er eine Webseite gewidmet hat, so: “Post-Orientalism is a modern music language that uses microtonal sounds and intervals alongside
altered sound chain and block structures to achieve a post-orientalism musical piece in different acoustic and electroacoustic compositions”. Was ist Zeitgenössische – quasi post-klassische – Musik aus dem Blickwinkel von Kulturen, die über Generationen auch immer das Objekt orientalistischer Projektionen waren? Gibt es bisher selten gegangene Wege zwischen einer reinen Übernahme abendländischer Strukturen und einer Reaktion, die letztlich wieder orientalisierende Vorstellungen bedient? Müssen diese beiden Pole gänglich vermieden werden oder können Teile davon umnfunktioniert und zu Bestandteilen einer neuen Ästhetik transformiert werden? Fragen wie diese und einiges mehr können mit einer Musik wie der auf “Post-Orientalism No. 0″ aufgeworfen werden. Die Reihe erscheint zunächst digital über das Label Noise a Noise.