Die kanadische Harfenistin und Komponistin Sarah Pagé, die unseren Lesern vielleicht von ihrer Beteiligung an der Band Land of Kush her bekannt ist, bringt im Juni über Backward Music ein neues Album heraus. “Voda”, was in mehreren slawischen Sprachen “Wasser” bedeutet, erscheint knapp vier Jahre nach dem Vorgänger “Dose Curves” und weitet das Instrumentarium, das schon in der Vergangenheit nie völlig auf die Harfe begrent blieb, noch stärker aus, inkludiert Bass, Cello, Violine, Koto, Elektronik und einige zu Klangquellen umfunktionierte Objekte. Ihren Ursprung haben die insgesamt neun Tracks des Albums in einem Tanzstück
der russisch-ukrainischen Choreografin Nika Stein, die Pagé 2014 einlud, die Musik dazu zu schreiben. Das übergeordnete Thema des Werks war und ist die Beziehung des Menschen zum Element Wasser und dessen Bedeutung für die Vitalität und Mortalität. Jedes der Stücke hat einen bestimmten Bezug zu Motiven der russischen Mythologie und Poesie, zu realen und mythischen Orten, an denen Wasser eine zentrale Rolle spielt. Die beiden Tracks “Méduses” und “Premiers pas au Marécage” – letzteres, dessen Titel im deutschen “Erste Schritte im Sumpf” bedeutet, ist das vielleicht expoerimentiefreudigste der neun Bewegungen und entwickelt sich von waberndem, aquatischen Ambient in ein angenehmes Arrangement für fünf Koto, ein japanisches Instument, das der Zither verwandt ist. Inhaltlich geht es um frühe Stadien der Evolutionsgeschichte und die Verbundenheit des Menschen mit dem Erbe der sogenannten Ursuppe. Die Tracks aus dem Tanzscore wurden nun in längeren Sessions überarbeitet und erweitert – auch in Zusammenarbeit mit verschiedenen Instrumentalisten und erneut mit der Choreografin, die die einzigen Vocals des Albums beisteuert. Beim Label heißt es dazu “Working in collaboration with a trusted circle of players and technicians at her home studio outside Morin-Heights [...] , bits of myth and bodies of water were transmuted into sound, creating a standalone album of great breadth and intensity. Following instincts that both harkened back to and pushed beyond the original material, Pagé employed an array of techniques to go deeper into the concepts of the work.
For instance, several of the bed tracks were processed through a large piece of sheet metal that was mic’d and dipped in and out of a basin of water. And that intensive process created but one subtle colour amidst the vivid soundworld that is Voda” (Backwards Music / Clandestine Label Services). Das Album erscheint digital, eine auf 250 Exemplare limitierte Edition enthält ein Set aus zwölf Kunstdrucken mit Illustrationen der Künstlerin Elena Miroshnichenko, die auch das Coverartwork beisteuert, sowie abgedruckten Gedichten.
Foto © Thomas Boucher