Eines der interessantesten, kreativsten und natürlich geheimnisvollsten musikalischen Biotope aus dem deutschsprachigen Raum, der im fränkischen Würzburg um Personen wie den auch als bildender Künstler aktiven Johannes Schebler, Christian Schoppik und Katie Rich gewachsene und mittlerweile in diverse Himmelsrichtungen diffundierte Freundeskreis, wird nun von einem größeren Label – den Hamburgern von Bureau B – vorgestellt und auf einer Compilation gewürdigt. Die nach einem Song von Schoppik und Schebler benannte Anthologie “Gespensterland” enthält fünfzehn Stücke der eng miteinander verbandelten und sich partiell überschneidenden Projekte Brannten Schnüre, Baldruin, Kirschstein, Freundliche Kreisel und Balint Brösel und bietet in einer beachtlichen Variationsbreite schlafliedartige Folkongs, cinematisch anmutende Krautreferenzen, fantastisch-märchenhafte Sujets, ungewöhnliche Arrangements auf z.T. alten Instrumenten, retrograde Elektronik, subtile
Dröhnung, liebliche Schrägheit und einiges mehr, wobei all diese Komponenten sich an vielen Stellen überlappen und interessante Synthesen eingehen. Durchgehend fällt eine Liebe zum (auch verbal) Altbackenen auf, das stets liebenswürdig daherkommt und durch seine experimentelle Verwurstung immer mal die Frage aufkommen lässt, on hinter all dem vielleicht ein dadaistischer Schalk seine Späße treibt. Das vom Label verwendete Bild des Pilzgeflechtes ist sehr treffend bei der Beschreibung des Biotops, zu dem auch das hier nicht vertretene Projekt Läuten der Seele gehört, und das nicht nur hinsichtlich der Verwobenheit der beteiligten Künstler in verschiedenen Projekten, sondern auch was interne und externe Referenzen angeht – da wären Referenzen an Klassiker der populären und unterschlagenen Musik wie das von Simon and Garfunkle her bekannte Traditional “Scarborough Fair” oder an den Hit “Disco” der nordeutschen Kassettenuntergrund-Combo Sugalo aus den frühen 80ern. Da wären ferner Kollaborationen, gemeinsame Veröffentlichungen und andere Zusammentreffen, die mehr als ein Jahrzehnt lang mit internationalen Projekten wie Uton, Niedowiezanie, Novy Svet oder Mushroom’s Patience stattfanden und die interessante Wegweiser zum Kern der Ästhetik(en) dieser Projekte darstellen.
Über all diese stilistischen und referenziellen Aspekte hinaus ist in der Musik deutlich zu spüren, dass sie von einem Kreis verwandter Köpfe stammt, die auf ihre leise exzentrische Art ein ebenso interessantes Gruppenphänomen hervorbringen wie der vom Label genannte Great Complotto aus dem norditalienischen Pordedone, die katalanische Nueva Guardia, die Genialen Dilettanten, die italienische Occult Psychedelia und wie sie alle heißen. “Gespensterland” erscheint am 18. August als LP, CD und zum Download.