Im Rahmen der Tapetopia-Reihe erscheint gerade die erste Retrospektive der ebenso legendären wie obskuren Ostberliner Wave/Post Punk-Combo Mahlsdorfer Wohnstuben Orchester, die in den späten 80ern eine Handvoll Tapes – “Nightfever In Mahlsdorf” (1987), “TOt” (1988), “Abgrund” (1988) und “Window” (1989 – aufnahm und ohne größeren Vertrieb im privaten Umfeld zirkulieren ließ. Die Mitglieder Simone Schirwitz, Taymur Streng, Rene Glofke, Mike Sauer, Jörg Müller. Uwe Geyer und Jan Wanschura, die alle – vermutlich in je nach Session unterschiedlicher Besetzung – Stimme und Kayboard beisteuerten, waren z.T. an anderen Gruppen wie 9 Tage, L’ambassadeur des ombres, Die Vision oder Komakino beteiligt.
Ihre Musik, von der ein Track im Frühjahr bereits auf einem Sampler zu hören war, rangierte von kernigem, manchmal leicht “rituell” angehauchtem Postpunk bis zu hypnotischem, meist minimalistisch gestaltetem Wave mit oft demonstrativ in den Hintergrund gemischten Vocals, in welchem die frühen 80er ebenso ihre Spuren hinterlassen haben wie (in einem Fall ganz unmittelbar) die Sex Pistols. Eingängige Stücke wie “Japanese Came From Mars” hätten bei größerer Bekanntheit damals wie in allen zwischenzeitlichen Retrophasen einen Höhepunkt in jeder einschlägigen DJ-Playliste abgegeben. Im Begleittext heißt es: “If the band had been active at the same time not behind but in front of the Iron Curtain, they would likely have been able to release records and their songs would hold a place in the canon of the West German subculture. This contains a whole bunch of maybes of course, since the Mahlsdorfer Wohnstuben Orchester burgeoned in the shadows of the wall. Now, more than 30 years later, it is celebrating its debut”. Dieses ist wie alle jüngeren Tapetopia-Veröffentlichungen über aufnahme + wiedergabe und ist als LP, Tape und zum Download erhältlich.