Die iranisch-kanadische Musikerin und Komponistin Kimia Koochakzadeh-Yazdi, deren “Noor-e Tāreek” im Rahmen der Post Orientalism-Reihe “Radif of Iranian Music” bereits auf unseren Seiten vorgestellt wurde, hat gerade ihr neues digitales Album “Dožam” veröffentlicht. Das fünfteilige Werk verbindet traditionelle iranische Musik mit elektroakustischen Klängen und Techniken. Jeder Track basiert auf einer spezifischen iranischen Tonleiter und wird von talentierten Musikerinnen und Musikern aus Iran begleitet, namentlich Negin Mohammadi, Hiwa Seyfizade, Samar Araghi, Anahita Azimi und Bahar Amrollahi. “Dožam” vereint in den Worten der Komponistin “eine Sammlung von Gefühlen wie Wut, Trauer, Frustration und Kummer, die Klänge und Resonanzen zusammenbringt, um Klangwelten zu erschaffen, die die gemeinsamen Erfahrungen widerspiegeln, die überall auf der Welt empfunden werden”.
Innerhalb des genannten Rahmens entfaltet “Dožam” eine große Bandbreite an spannungsreicher Kombinationen, bei denen sich atmosphärische Klanglandschaften von großer, beinahe ambienter Weite mit rhythmischen Topografien einer gewissen Komplexität abwechseln. Da wären entrückte, analoge Sounds, deren himmlische Atmosphäre schon mal ganz plötzlich durch Drehungen am Tempo kurz ganz nah an ihre Grenzen kommt, und in die immer wieder organisch die Kamanche – ein klassisches Streichinstrument – eingewoben wird. Manchmal dominiert die Kamanche sogar alleine die Szenerie, während an anderen Stellen wortloser, lautmalerischer Gesang über vertrackten Rhythmen und rauschenden Klanglandschaften schwebt. Elektrifiziertes Saitenpicking trifft auf Exzerpte lärmender Schuttlawinen, und es scheint, als wehte manchmal eine Santur, zusammen mit anderen Sound, durch den Wind.