Moroccan Electroacoustic Music 1972–74: Anthologie des Komponisten Ahmed Essyad

Sub Rosa veröffentlichen die Anthologie “Moroccan Electroacoustic Music 1972–74″, die sich drei zentralen elektroakustischen Werken des marokkanischen Komponisten Ahmed Essyad widmet. Die Stücke wurden zwischen 1972 und 1974 im Pariser Studio S.M.E.C.A produziert, das von Jorge Arriagada gegründet wurde und Essyad mit einem Arsenal an Synthesizern, Perkussionsinstrumenten und analogen Effekten zur Verfügung stand. Diese Werke markieren eine wichtige Etappe in Essyads Schaffen, in der er die Mittel der Elektronik nutzte, um Tradition und Avantgarde zu verbinden und eine alternative Moderne zu ergründen.

Essyad, der in Salé, Marokko, geboren wurde und in Paris ausgebildet wurde, ließ sich laut Label nicht auf einfache Fusionen von Ost und West ein. Für ihn ging es darum, Räume zu schaffen, in denen eine eigenständige musikalische Sprache jenseits eurozentrischer Paradigmen existieren kann. Die Anthologie zeigt seine Auseinandersetzung mit nordafrikanischen Traditionen, die er weder folkloristisch noch exotisierend behandelte, sondern als Impuls für musikalische Innovation nutzte. Essyads Arbeiten klingen subtil und verspielt, überraschen aber zugleich mit klanglicher Dichte und hektischen Passagen. Die Verwendung von Synthies prägt diese Werke ebenso wie die Einbindung von Stimmen und ethnomusikalischen Elementen. Das Stück “Toubkal” (1972) reflektiert Essyads ethnomusikologische Forschung und seine Beschäftigung mit Geste und Klangfarbe. In “Sultane” (1973) wechseln dichte rhythmische Abschnitte mit langsameren Passagen, in denen elektronisch verfremdete Stimmen auftauchen, darunter auch Essyads eigene. Mit “Lectures pour bandes magnétiques” (1974) widmet er sich dem poetischen Ausdruck, basierend auf Texten von Rainer Maria Rilke und Bona de Mandiargues, wobei die Stimme als zentraler Ausdruck des Körpers hervorgehoben wird. Das Album erscheint in den gängigen Formaten und bietet einen Einblick in Essyads Experimentierfreude und seinen ganz eigenen Ansatz, Tradition und Technologie miteinander in Dialog zu bringen.