Sundowning: Neues Tape von The Colour Of Madness

Ende des Monats erscheint bei Cruel Nature Records “Sundowning”, das neue Album von The Colour of Madness, dem Projekt des britischen Musikers Jacob Brant. In limitiertem Tape-Format und digital erhältlich, versammelt das Werk, wie es beim Label heißt, post-ambientes Material, das auf verschiedensten Wegen entstanden ist: teils aus improvisierten Sessions, die zunächst als Handyaufnahmen vorlagen, teils aus sorgfältig ausgearbeiteten Kompositionen. Alles wurde später in vielschichtige, elektronisch bearbeitete Strukturen überführt. Im Zentrum steht die E-Gitarre, die jedoch in vielen Momenten kaum noch als solche erkennbar ist. Hinzu kommen akustische Elemente, Feldaufnahmen und eine Reihe an Stimmen, oft flüsternd oder kaum greifbar, die sich in die rauschenden Oberflächen einfügen. Die Musik changiert zwischen tröstlicher Ruhe und aufgewühlter Unruhe, mit abrupten Brüchen und Momenten von fast überirdischer Zartheit.

Die Stücke sind in ihrer Länge und Form sehr unterschiedlich. Einige klingen beinahe wie fragmentierte Skizzen, andere entfalten sich zu ausgedehnten, filmisch wirkenden Szenen. Besonders eindrucksvoll ist das über zwölf Minuten lange “A Recurring Dream in Which We are Swifts, and We Sleep and Make Love in the Air”: ein dramatisches, vielfarbig dröhnendes Nocturnum, dessen unheimlich stöhnende Stimmen die Grenze zwischen Instrument und Körper verschwimmen lassen. Entstanden ist das Album über mehrere Jahre hinweg an verschiedenen Orten in Großbritannien, Kontinentaleuropa und Vorderasien, darunter Margate, Berlin, Tbilisi und Edinburgh. Diese räumliche und zeitliche Vielfalt spiegelt sich in der Musik als ein Panorama aus Stimmungen und Zuständen. Es gibt lieblich-melancholische Passagen, raues Geknister, rückwärtslaufende Sounds und körnige Texturen.