Die “Sympoietic Compilation”, die auf Musica Dispersa Records erschienen ist, versammelt 16 Künstlerinnen aus unterschiedlichen geografischen und kulturellen Kontexten, die gemeinsam eine experimentelle elektronische Klangstruktur von z.T. rauer Unverblümtheit erschaffen. Das Konzept lehnt sich laut Begleittext an den von Donna Haraway geprägten Begriff der Sympoiesis an – ein Prozess, in dem nichts isoliert existiert, sondern sich alles in wechselseitiger Abhängigkeit entwickelt. Hier gibt es keine autarken Schöpferfiguren, sondern ein Zusammenspiel von Klängen, Texturen und Rhythmen, die sich fortwährend verändern. Sympoiesis ist also ein quasi anti-genieästhetisches Konzept, welches genau die Aspekte, die im alten Indien unter dem Begriff Bedingtes Entstehen (auf Sanskrit Pratitya Samutpada) als grundlegenden Mechanismus jedweden Entstehens von Phänomenen betrachtet wurden, aber gleichsam in der Wahrnehmung meist unter dem Radar ablaufen, u.a. im künstlerischen Medium gezielt anstrebt und als Handlungsimpulse postuliert. Weiterlesen