Gerade erscheint bei Cruel Nature das neue Album “Paths” von Melondruie. Der in der nordwestlichen Pazifikregion der USA beheimatete Act nutzt elektronische Klänge, um Dinge auszudrücken, die sich, wie es vom Künstler selbst heißt, sprachlich nicht fassen lassen. “Paths” ist spürbar bewegter als bisherige Arbeiten und voller atmosphärischer Details, aber zugleich von großer innerer Spannung. Unter flirrenden Tönen schieben sich tieferliegende Dröhnungen, manchmal auch rhythmische Bewegungen, die aber selten in einen klaren Takt übergehen. Selbst langsamere Stücke wie “Slowly” wirken nicht zurückhaltend, sondern suchend und mit der Zeit geradezu drängend.
Melondruie verweist im Zusammenhang des Albums auf Gedanken verschiedener Autoren aus dem ostasiatischen Raum, die auch in der Musik anklingen: das Innehalten und Beobachten (Chuang Tzu), die geistige Freiheit (Daigu Ryokan) und das Gehen als Form des Erkennens (Shunryu Suzuki), ein Topos, bei dem einem in unseren Breiten vielleicht Thomas Bernhards Kurzroman Gehen einfällt, der ähnliche Motive enthält. Ein kurzer eigener Text beschreibt diesen Zustand als einen Moment des Zweifelns an Weg und Ziel, während draußen leise der Regen fällt und sich für einen Augenblick die Gedanken ordnen. “Paths” erscheint als Tape und Download. Als Videoprimiere erscheint heute zudem der Track “Long Nights”.