Am 5. September erscheint bei Infrequent Seams “Exalge”, eine Veröffentlichung des auf modulare Synthese spezialisierten amerikanischen Komponisten und Improvmusikers Matthew Ryals, die in Zusammenarbeit mit der in Mailand lebenden Bratschistin und Klangkünstlerin Federica Furlani alias Effe Effe entstanden ist. Die Aufnahme dokumentiert ein erstes, vollständig improvisiertes Zusammentreffen der beiden beim gleichnamigen Kulturzentrum in Mailand vor knapp zwei Jahren. Ryals’ in Echtzeit erzeugte, auffallend “akustisch” wirkende Klangpalette trifft hier auf ein differenziertes Repertoire erweiterter Spieltechniken der Viola, wodurch sich die Grenzen beider Instrumente zunehmend verwischen. Wie Stephan Haluska in den Liner Notes beschreibt, entsteht so ein Dialog “morphender Identitäten”, der schließlich so weit reicht, dass sich die Quellen der Klänge stellenweise kaum mehr auseinanderhalten lassen.
Die ersten beiden Stücke sind reine Solos von Ryals – darunter der bereits erhältlich Opener “Knots”, dessen abrupte Struktur und schwer einzuordnende Stimmung sich zwischen Monotonie, Aufwühlung und flüchtigen Momenten der Ruhe bewegt. Ab dem dritten Stück trifft Furlani hinzu, zunächst mit feinen, durch elektronische Effekte verlängerten Linien, die noch erkennbar dem Klang einer Bratsche zugeordnet werden können. Im ebenfalls schon veröffentlichten “Limb Loosener” klingt die Viola zwitweise beinahe klassisch, steht aber bald im intensiven Kontrast zu den modularen Synthesizern, bis sich beides zu einer dichten, fast überwältigenden Klangwelle steigert. In der Folge ist die Viola, wie man weiter erfährt, so weit abstrahiert, dass sie nicht mehr als solche auszumachen ist. Die LP schließt mit dem Vinyl-exklusiven Bonustrack “Crosstalk”, einer Soloaufnahme Ryals’ aus dem Jahr 2023, die, wie es ferner heißt, kurze, modulierte Impulse und rohe elektronische Klänge in den Vordergrund rückt. “Exalge” erscheint als Download sowie als LP auf milchig-klarem Vinyl mit Artwork von Joyce N. Ho bei Infrequent Seams.