Near The Bear: Cheryl E. Leonard erkundet den Hohen Norden

Mit “Near The Bear” veröffentlicht Cheryl E. Leonard am 26. September ein Album, das sich dem Hohen Norden widmet. Entstanden über einen Zeitraum von mehr als zehn Jahren hinweg, kreisen die fünf Kompositionen um die Tierwelt, die Landschaften und die menschlichen Spuren in Svalbard, auch bekannt als Spitzbergen, und Grönland. Erste Skizzen gingen aus einer Arktis-Residenz im Jahr 2011 hervor, die Leonard gemeinsam mit der New Yorker Künstlerin Oona Stern unternahm, später flossen auch Arbeiten mit Videomaterial von Genevieve Swifte ein. Leonard verbindet, wie man im Begleittext erfährt, in ihren Stücken Aufnahmen von Naturmaterialien wie Steinen, Muscheln, Knochen, Treibholz oder Tang mit Field Recordings und improvisierten Passagen vor Ort.

So treten das Knacken des Meereises, Wasser- und Windgeräusche oder das Quietschen eines gefrorenen Teichs ebenso in Erscheinung wie Spuren menschlicher Aktivitäten, etwa das Schaben von Metallsägen oder Geräusche verlassener Minen. Immer wieder entstehen dabei Klänge, die mit etwas Fantasie an Instrumente erinnern – von metallophonen Schlägen bis zu dröhnenden Flächen. Mal entwickeln sich turbulente, perkussive Momente, mal gedehnte, schichtartige Strukturen. Das eröffnende, bereits im Stream zu hörende Stück greift mit Unterstützung von Phillip Greenlief (Kelpinet) den spielerischen Ausdruck junger Walrosse auf und verweist zugleich auf die Gefährdung der Art. Weitere Tracks nutzen die rhythmischen Impulse eines Schiffpropellers, um die zunehmende
Industrialisierung des arktischen Meeres zu reflektieren, während wieder andere die Atmosphäre einer Polarnacht einfangen oder den Fokus auf feinste Atem- und Reibegeräusche aus Knochen und Muscheln legen. Das Album erscheint mit Gestaltung von Pablo Diserens als CD und digital bei Forms of Minutiae und ist Teil einer vom Label kuratierten Reihe zum International Year of Glaciers’ Preservation.