Vor einigen Tagen erschien mit “Acéphale” das neue Album des deutschen Projekts Vortex bei Cyclic Law. Das Werk knüpft an die rituell-ambienten Ursprünge von Vortex an und entfaltet eine konzeptuelle Tiefe, die sich auf Georges Batailles gleichnamige Idee des “kopflosen” Gottes als Sinnbild einer Auflehnung gegen Rationalismus, Macht und Hierarchie bezieht. Fast alle der Tracks referieren schon von der Titelgebung her auf fiktionale und theoretische Werke sowie Zeitschriften des französischen Autors, Denkers und Bibliothekars, mit Die Erotik, Das Blau des Himmels, Die innere Erfahrung und eben dem titelgebenden Magazin Acéphale seien nur einige genannt.
Musikalisch bewegt sich “Acéphale” zwischen rauen, fast shoegazigen Klangflächen, hellen Resonanzen und dunklen, rituellen Passagen. Dröhnende Passagen, bearbeitete Feldaufnahmen und archaisch wirkende Rhythmen v.a. im Titeltrack erzeugen, wie es vom Label heißt, eine Spannung zwischen Tod und Begehren, Ekstase und Auflösung. Marcus Stiglegger, Gründer von Vortex, Film- und Medienwissenschaftler und nicht zuletzt langjähriger Bataille-Forscher, übersetzt dessen Philosophie von Transgression und Immanenz in ein vielgestaltiges und bisweilen verstörendes klangliches Ritual. Unterstützt wird er dabei unter anderem von David S., dem Mastermind des Projektes Dawn + Dusk Entwined mit Rezitationen aus dem französischen Originaltext. “Acéphale” erscheint als limitierte CD-Edition im Digipak mit zwölfseitigem Booklet, das einen Text von Jack Sargeant enthält. Das Album ist außerdem zum Download erhältlich.