Berliner Kulturkneipe WATT vor dem Aus – Initiative kämpft für den Erhalt

Inmitten eines Bezirks, der einst als Ort der kreativen Unangepasstheit galt, steht mit dem drohenden Aus der Berliner Kulturkneipe WATT ein weiteres Stück kultureller Infrastruktur auf der Kippe. Die Kündigung der traditionsreichen Bar in der Metzer Straße 9 bedeutet nicht nur das Ende eines zehnjährigen Betriebes, sondern berührt auch grundlegende Fragen nach dem Stellenwert unabhängiger Kulturorte in einer zunehmend kommerzialisierten Stadt. Betreiberin Sindy Klische erfuhr im Dezember 2024 überraschend, dass der Mietvertrag im September 2025 nicht verlängert werden sollte. Zugleich wurde ihr eine massive Erhöhung der bisherigen Miete angekündigt. In einem Radioeins-Beitrag heißt es dazu, dass “immer mehr Kneipen in Berlin sterben”, besonders in Prenzlauer Berg. Das WATT sei ein Treffpunkt für unterschiedlichste Menschen geworden, ein Ort, der sich durch Offenheit, künstlerisches Engagement und Zugänglichkeit auszeichnet.

Die Reaktion ließ nicht lange auf sich warten: Unter dem Motto “WATT retten!” hat sich eine Initiative aus Gästen und unterschiedlichen Involvierten gegründet. Ihr Ziel ist es, den Fortbestand der Kneipe zu sichern – durch Öffentlichkeitsarbeit, Briefe an den Eigentümer und eine Petition, die bereits online unterzeichnet werden kann. Auf der Webseite der Initiative heißt es, das WATT sei mehr als nur Gastronomiebetrieb, sondern Begegnungsraum, Spielstätte und Denkraum, an dem der Dialog zwischen Generationen, Milieus und Perspektiven jenseits kommerzieller Zwänge und elitärer Eintrittsschwellen möglich bleibe. Auch der Autor, DJ und Kurator Henryk Gericke meldete sich öffentlich zu Wort. In einem offenen Brief kritisiert er die Eigentümerseite scharf: Wer sich kulturelles Engagement auf die Fahnen schreibe, aber Orte wie das WATT verdränge, mache sich mitschuldig an der “Abholzung” jener Vielfalt, die den Kiez einst lebendig gemacht habe. Die Kündigung sei nicht nur ein wirtschaftlicher Vorgang, sondern ein symbolischer Akt der Verdrängung und ein Verzicht auf die Möglichkeit, gemeinsam tragfähige Modelle für kulturellen Erhalt zu entwickeln.

Dabei war das WATT von Beginn an auch ein Erbe der kulturellen Selbstorganisation im Bezirk. Nach der Bar Diller und der Rumbalotte continua übernahm Klische 2015 die Räume und führte das Konzept eines unabhängigen, diskursiven Ortes weiter mit Konzerten, Lesungen und offenen Abenden, die das besondere Flair des Lokals prägten. Der Ort war solvent, beliebt und eingebettet in ein lebendiges Netzwerk aus Gästen und Kreativen. Seine Schließung würde eine Lücke reißen nicht nur in das kulturelle Leben des Viertels, sondern in ein Modell des Zusammenseins, das sich bewusst gegen Vereinzelung und ökonomische Zweckrationalität stellt. Noch ist es nicht zu spät. Die Initiative kündigt für die kommenden Monate weitere Veranstaltungen und Aktionen an – und betont: “Eigentum entpflichtet nicht”. Wer sich informieren oder das Anliegen unterstützen möchte, findet weitere Informationen unter www.initiative-watt-retten.de und kann die Petition unter www.openpetition.de/!vwqqc unterzeichnen.

WATT
Metzer Strasse 9
10405 Berlin

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